Picasso-Museum zeigt abstrakte Kunst aus Privatsammlung
Münster (dpa) - Sie wollten die Welt verändern mit ihrer Kunst, wurden Funktionäre des Kommunismus und landeten zum Teil im Straflager: Die Vertreter des russischen Konstruktivismus waren wie viele Künstlergruppen in Europa Anfang des 20. Jahrhunderts auf der Suche nach Neuem.
Sie verlegten sich aufs Abstrakte. Geometrische Formen, Punkte, Striche - alles, nur keine Traditionen der gegenständlichen Malerei.
Das Picasso-Museum in Münster zeigt von diesem Samstag an die Verbindungen unter den Künstlern auf. Wer beeinflusste wen in dieser Zeit in Europa? Wie sahen sich die Künstler nach der Russischen Revolution? Welche Rolle spielte Wassily Kandinsky (1866-1944), der später Lehrer am Bauhaus wurde und seine Visionen an seine Schüler weitergab?
Unter dem Titel „Die Revolution entlässt ihre Bilder - Von Malewitsch bis Kandinsky“ sind bis zum 19. Oktober Werke aus einer privaten Sammlung in Münster zu sehen. Sie wurden im vergangenen Jahr bereits in Peking gezeigt. Den Namen des deutschen Sammlers nennt das Museum nicht. „Er hat mit Kandinsky angefangen und dann seine Sammlung abstrakter Kunst über Jahrzehnte immer weiter ausgebaut“, sagt Museumsleiter Markus Müller bei der Vorstellung am Freitag.
Gezeigt werden rund 100 Werke, darunter auch Filme. Die Schau zeigt einzelne Stücke aus europäischen Museen, um die Verknüpfungen unter den Künstlergruppen in Russland, Deutschland, Frankreich und Holland aufzuzeigen. Zu sehen sind zum Beispiel Werke von Kasimir Malewitsch, László Moholy-Nagy, Theo van Doesburg, Wladimir Tatlin und Ljubow Popowa.
Über Umwege erreichte Picassos Einfluss immer wieder diese Künstler in Europa, wie die Ausstellung in Münster zeigt. „Picasso hat nie den Schritt zur völligen Abstraktion gemacht, aber mit seinem Kubismus viel ausgelöst“, sagt Müller. Der Namensgeber des Museums habe sogar seine Ablehnung formuliert. „Was soll ein abstrakter Jäger erreichen? Er wird keinen Hasen erlegen“, zitiert der Museums-Chef den Spanier.
Der Ausstellungstitel spielt auf die Irrwege und Sackgassen der Künstler an. „Einige hatten Weltverbesserer-Pathos und haben erst nach der Russischen Revolution die Sackgasse erkannt. Wie Kandinsky, der von Moskau nach Berlin floh. Malewitsch aber blieb systemtreu“, sagt Müller. Einige Künstler übernahmen im Sowjet-System zwischenzeitlich Funktionärsposten und wollten massentaugliche Kunst schaffen. Nachdem der Konstruktivismus die offizielle Kunst der Revolution war, trieb der Stalinismus die Künstler ins Exil - oder ins Gefängnis.