Tel Aviv-Museum zeigt Werke aus Sammlung Julia Stoschek

Tel Aviv (dpa) - Das Tel Aviver Kunstmuseum zeigt im 50. Jubiläumsjahr deutsch-israelischer Beziehungen erstmals eine große Privatsammlung aus Deutschland.

Foto: dpa

In der Ausstellung „Turn On“ sind 22 Werke von 17 Künstlern aus der Sammlung von Julia Stoschek zu sehen. Unter den Ausstellungsstücken aus dem Bereich der zeitbasierten Medienkunst ist auch eine Arbeit von Christoph Schlingensief.

Foto: dpa

Tel Aviv sei als „aufregende, energetische Stadt“ ein sehr passender Ort für die Ausstellung, sagte Stoschek der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. „Die aktuelle zeitgenössische Kunst passt sehr gut in eine sehr fortschrittliche Stadt mit einer sehr aktiven Kunstszene.“

In der 2007 eröffneten „Julia Stoschek Collection“ in Düsseldorf vereint die Sammlerin in einem ehemaligen Fabrikgebäude „zeitbasierte“ Videokunst und Installationen. In Tel Aviv werden die jüngsten Arbeiten aus ihrer Sammlung gezeigt. Sie sind im Verlauf des letzten Jahrzehnts entstanden, „in dem sich die technikbasierten Medien mit rasanter Geschwindigkeit entwickelt haben“. Eine besonders „schöne Tatsache“ sei, dass die Videokunst etwa so alt sei wie die diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und Deutschland, sagte Stoschek.

Auch hochpolitische Werke könnten in Israel problemlos gezeigt werden, sagte Stoschek. Dabei bezog sie sich unter anderem auf ein Werk der niederländischen Künstlerin Mathilde ter Heijne mit dem Titel „Suicide Bombing“ (Selbstmordanschlag). Darauf ist zu sehen, wie eine Wachspuppe, die der Künstlerin nachgebildet ist, in die Luft gesprengt wird. „Dass man das in Tel Aviv zeigen kann, zeigt, wie liberal hier gedacht wird“, sagte Stoschek.

Als kontrovers gilt auch das Werk von Schlingensief, auf dem Affen in Nazi-Uniformen zu sehen sind, die Porträts von Hitler, Honecker und Stalin von der Wand reißen. Sie habe aber keine Bedenken gehabt, diese Installation in Israel auszustellen, sagte Stoschek.

Am Eingang der Ausstellung, die bis zum 29. August läuft, wird der Besucher von einer riesigen Videoaufnahme der Künstlerin Marina Abramović empfangen. Sie sitzt auf einem weißen Pferd und trägt eine weiße Flagge. „Sie ist eine echte Heldin“, sagte die israelische Kuratorin der Ausstellung, Ruth Direktor.

Viele der Werke befassten sich mit den Rollen und dem Kampf zwischen den Geschlechtern, erklärte die Kuratorin. „Oft werden die Frauen als sehr schwach, in anderen Werken wieder als stark dargestellt“, sagte Direktor. Als relativ junge Kunstrichtung sei Videokunst nicht so männlich dominiert wie frühere, etwa die Malerei. In den aktuellen Werken gehe es viel um „den Kampf von Frauen in einer immer noch von Männern beherrschten Welt“.