Wenn Konzerne ihre Kunstwerke verkaufen

Geht es den Unternehmen bei der Förderung um Kultur oder nur um Geld?

Foto: Reuters/Stefan Wermuth/© 2014 Pollock-Krasner

Düsseldorf. Ein Raunen ging durch die Kunstszene, als der unter Spardruck stehende Energieversorger Eon ankündigte, sich von einem der spektakulärsten Stücke der Kunstsammlung zu trennen. Jackson Pollocks Schwarz-Weiß-Komposition „Number 5 (Elegant Lady)“ soll im Mai von Christie’s in New York versteigert werden und bis zu 15 Millionen Euro einbringen. Mit dem Erlös will der Konzern künftiges Kultursponsoring finanzieren.

Sofort kam eine neue Diskussion auf, was das Engagement von Großunternehmen für die Kunst eigentlich wert ist. Der Fall Eon ist ein besonderer, denn der Stromversorger finanziert zusammen mit der Stadt Düsseldorf in einer für die Kultur noch ungewöhnlichen öffentlich-privaten Partnerschaft (Public Private Partnership) seit 1998 das Museum Kunstpalast. Dort hing das Pollock-Werk bislang.

Die Attraktivität des Kunstpalastes im internationalen Leihverkehr werde durch den Verlust nicht leiden, heißt es im Museum. Man habe noch viele andere künstlerische Pfunde. Die Abhängigkeit von Eon hat den Spardruck im Kunstpalast ohnehin verschärft. Ein vom Stromversorger abgeordneter Manager bringt als kaufmännischer Geschäftsführer das Museum derzeit aus den roten Zahlen.

Der Geschäftsführer des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft, Stephan Frucht, glaubt dennoch nicht, dass die Glaubwürdigkeit von Unternehmen als Kulturförderer leidet. „Die Unternehmen sehen ihre Kunstsammlungen und Kulturengagements in der Regel als Beitrag ihrer eigenen gesellschaftlichen Verantwortung.“ Die Kunstetats der Unternehmen seien ohnehin „denkbar ungeeignet“, um eine Bilanz zu konsolidieren. Dazu seien sie im Umfang viel zu klein.

Für den einflussreichen Düsseldorfer Kunstberater Helge Achenbach ist der Verkauf des Pollock-Gemäldes „ein kulturelles Armutszeugnis“. Schon lange fordert Achenbach, dass die Kulturförderung von Konzernen in Unternehmensstiftungen gehört, damit sie „nicht von der jeweiligen Tagespolitik eines Vorstandschefs abhängig ist“.

Eon ist nicht das einzige Unternehmen, das in wirtschaftlich schweren Zeiten bereit ist, sich von Kunst zu trennen. Der österreichische Unternehmensgründer Karlheinz Essl bot den Verkauf seiner Sammlung an, um seine Baumarktkette bauMax zu retten. Der Wert der 7000 Werke der Gegenwartskunst seit 1945: 86 Millionen Euro.

Dass die Kunstschätze der Unternehmen Rekorderlöse bringen können, zeigte 2010 die Versteigerung der Giacometti-Skulptur „L’homme qui marche“ durch die Commerzbank. Die Skulptur aus der ehemaligen Kunstsammlung der Dresdner Bank, die von der Commerzbank übernommen worden war, brachte fast 74 Millionen Euro ein. Ein Teil davon ging in die Kulturförderung von Museen.

Die insolvente Arcandor AG ließ 2011 rund 75 Werke aus der einstigen Karstadt-Firmenkollektion durch die Villa Grisebach in Berlin versteigern. Der Gesamterlös betrug nach Angaben eines Sprechers des Insolvenzverwalters nur gut zwei Millionen Euro. Den Rest der Sammlung übernahm eine Galerie am Niederrhein für nur 15 000 Euro.

Auch die 2012 nach Milliardenverlusten zerschlagene WestLB verfügte über eine Kunstkollektion. Die Sammlung mit Werken der Zero-Künstler sowie von Joseph Beuys, Gotthard Graubner oder Katharina Grosse befindet sich jetzt im Eigentum der Nachfolgegesellschaft Portigon AG, die wiederum dem Land NRW gehört.