Manet überragt seine Zeitgenossen

Das Von der Heydt-Museum wird wieder zum Mekka des französischen Impressionismus: Es zeigt den Maler Edouard Manet.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Manche Träume werden wahr. Gerhard Finckh, Leiter des Von der Heydt-Museums präsentiert den Maler Edouard Manet in „einer Ausstellung, die sich sehen lassen kann“, und die den „wunderbaren Spruch ’I have a dream’“ in Wuppertal Wirklichkeit werden lässt. Wenn auch befristet und nach mehreren Anläufen. Vom 24. Oktober bis 25. Februar wird im Haus in der Elberfeld Innenstadt dem „Übervater der Kunst des 19. Jahrhunderts in Frankreich“ gehuldigt.

Eigentlich wollte der Museumschef gleich nach der erfolgreichen Monet-Ausstellung eine über Manet folgen lassen. Das war 2010. Doch damals war das Musée d’Orsay in Paris schneller. Vor drei Jahren dann der zweite Anlauf, um den Traum zu realisieren. Nach Stuttgart 2002 und Hamburg 2016 schien die Zeit überreif, diese schwierige und teure Aufgabe erneut anzugehen. Diesmal mit Erfolg. Finckh: „Unsere Ausstellung hat einen eigenen Blickwinkel.“ Und der hat es in sich. „Wir zeigen, dass Manet demokratisch malt“, sagt der Kunsthistoriker, lädt die Wissenschaft zur Diskussion seiner These ein, und erklärt sein Ausstellungskonzept.

Das zeigt zum einen den Maler in seinem Umfeld, das nicht nur aus Impressionisten bestand, sondern auch aus konservativen Künstlern. „Wir zeigen sein Netzwerk, und so wird deutlich, wie er seine Zeitgenossen um einen Kopf überragt.“ Außerdem geht es um den Bürger Manet, der 1832 als Sohn eines Richters und einer Patentochter des schwedischen Königs geboren wurde und zeit seines Lebens Wert auf das Bürgertum legte. Vom gepflegten Erscheinungsbild bis hin zu seinem Anliegen, für das Bürgertum und bürgerliche Motive zu malen.

Gerhard Finckh

Finckh nennt Beispiele: „Er war zwar eng mit Impressionisten befreundet, wollte aber nicht mit ihnen, sondern im Salon (Ort des etablierten Kunstbetriebs in Paris, Red.) ausstellen, damit die richtigen Leute seine Kunst sehen.“ 14 Mal gelang ihm dies, elf Mal wurde er abgewiesen. Außerdem malte er politische Themen wie die Erschießung Kaiser Maximilians von Mexiko, „gab einem Sergeanten das Gesicht Kaiser Napoleons III. und agitierte so gegen ihn“. Weiteres Bildmotiv ist das Bürgertum mit seinen Freuden, beim Pferderennen oder beim Promenadenkonzert.

Vor allem aber entwickelte Manet einen aufs Wesentliche beschränkten Malstil. Beispiel Sillleben. Finckh: „Er malte keine mit Zuckerguss überzogene, sondern eine auf ihre ovale, gelbe Form reduzierte Zitrone — präzise, nüchtern und ohne Pathos.“ Diese moderne und poltische Seite des Demokraten und Bürgers Manet ist dem 65-jährigen Museumschef ein wichtiges Anliegen, mit dem er den Bogen in die Gegenwart schlägt: „In einer Zeit, in der bürgerliche Freiheiten in Gefahr sind, zeigen wir einen Künstler, der sich für diese Rechte einsetzt. Das könnte für die Besucher sehr interessant sein.“

Für die Ausstellung wurden 45 Gemälde und damit ein Zehntel des nur 450 Bilder umfassenden Gesamtwerks des 1883 mit 51 Jahren an den Folgen der Syphilis gestorbenen Künstlers zusammengetragen, außerdem Zeichnungen, Aquarelle, Grafiken und Fotos sowie Werke von Freunden und Kollegen. In den Räumen der zweiten Etage werden sie nach Themen geordnet präsentiert.