25 Jahre Wacken - Heavy Metal im Kuh-Dorf
Wacken (dpa) - „Ein Kumpel hat uns mal gesagt, Ihr seid die Ewiggestrigen, die ein Fest machen für all die anderen Ewiggestrigen. Da haben wir geantwortet: Da ist doch nichts verkehrtes dran“, erinnert sich Thomas Jensen, einer der beiden „Gründungsväter“ des Heavy Metal-Festivals „Wacken Open Air“.
Gemeinsam mit seinem Freund Holger Hübner hat er vor einem Vierteljahrhundert das laute Musik-Spektakel „erfunden“. Zur Freude von bis zu 100 000 Menschen, die nur deshalb jedes Jahr nach Schleswig-Holstein pilgern. Für eine Woche bevölkern sie am Rande des kleinen Dorfs Wacken eine riesige Zeltstadt.
Angefangen hatte alles 1989: Bei einem Glas Bier entschlossen sich Jensen — damals Bassist der Rock- und Coverband Skyline — und Hübner, der als Discjockey am liebsten Rockmusik und Heavy Metal auflegte — in ihrem Heimatdorf ein Open Air Konzert zu veranstalten. Dass diese „Schnapsidee“ sich zum weltweit größten Treffen der internationalen Heavy Metal-Szene entwickelte, war nicht vorhersehbar, sagt Hübner: „Das kann man nicht am grünen Tisch planen.“ Um nach kurzer Pause hinzuzufügen: „Nach 25 Jahren muss man auch demütig sein. Es wäre vermessen zu sagen, Hübner und Jensen haben sich das ausgedacht. Ganz viel haben die Fans selber gemacht. Und auch die Wackener Bürger.“ Die Umsetzung ihrer Idee war eigentlich ein sehr großes Wagnis, galt Metal in den 1990er Jahren doch allgemein als antiquiert — „es gab nur noch ein paar wenige Rock-Dinosaurier.“
Für das erste, damals noch zweitägige Festival am 24. und 25. August 1990 in einer Kiesgrube hatten die zwei „massiv im norddeutschen Raum plakatiert. Da sind Holger und ich tatsächlich selber mit ‘nem Kleistereimer durch die Gegend gefahren“, erinnert sich Jensen. 800 Gäste kamen, um sich das allererste „Wacken“-T-Shirt zu kaufen („Den Kommerz gab es schon auf dem ersten Festival, wir haben von Anbeginn Merchandising betrieben“) und deutsche Bands wie 5th Avenue, Axe ‘n Sex, Motoslug, oder Skyline anzuhören.
Wie die Musiker damals in das Kuh-Dorf gelockt wurden? „Wir mussten nicht groß überzeugen oder verhandeln: Die wollten alle gerne spielen, sie waren froh, einen Platz gefunden zu haben.“ Als Bühne diente den Musikern damals noch ein geliehener Anhänger einer örtlichen Spedition, und die Security war „ein Kumpel mit seinem Schäferhund.“
Die zwei Freunde wollten aber mehr. „Wir wollten ein Festival mit einem klaren Profil: Wir wollten Rock, wir wollten Metal.“ Daraus folgte: „Wir mussten das Musik-Business lernen, weil wir den Metal haben wollten.“ Jensen erinnert sich: „Wenn ich auf einem Festival eine Bühne gesehen hab‘, hab‘ ich angefangen die Lampen zu zählen, oder geguckt, wie sie das und das gemacht haben - also alles nur in Businesskategorien“.
Das „Learning by Doing“ hat Jensen mittlerweile beendet. Oft konnte er auch nur die Hälfte eines Konzerts sehen. „Dann musste ich abbrechen, hab‘ vorne im Foyer gestanden und für die nächste Tournee gebaggert.“ Heute findet er wieder mehr Zeit für seine eigentliche Liebe, die Musik. „Ich steh‘ dann irgendwo im Publikum — nicht unbedingt in der ersten Reihe — schön mit ‘nem Bier in der Hand.“