AC/DC rocken wie immer
Die Hardrockband bleibt sich auch bei ihrem ersten Album seit acht Jahren treu – und erzielt damit fantastische Verkaufszahlen.
Düsseldorf. Diese Band hat wie keine andere genau einen Fixpunkt: das Gitarrenriff. Es geht nicht um die aberwitzig schnellen und hochkomplex arrangierten Salven. Dann hieße die Band ja Metallica oder Slayer und nicht AC/DC. Es geht um jenes magische Gitarrenriff, das von jedem Hobby-Gitarristen auf der Welt nach zehn Minuten des Übens nachgespielt werden kann.
Weil es jeder Hobby-Gitarrist auch unbedingt nachspielen will: Es klingt einfach zu gut, um es zu ignorieren. Es macht die Gitarre für jeden Niemand zu einer Waffe, mit der sich die Welt zumindest für ein paar Minuten erobern lässt.
Genau diese Rezeptur aus Simplizität und Eingängigkeit ließ AC/DC zur wohl größten Rock’n’Roll-Band der Welt werden. Und sie wurde auch für das neue Album "Black Ice" wieder angerührt. Natürlich. Die Songs auf "Black Ice" heißen so, wie AC/DC-Songs heißen müssen: "Rock’n’Roll Train" oder "She likes Rock’n’Roll", "Rockin’ All The Way" oder "Rock’n’Roll Dream".
Auch im 35. Jahr ihres Bestehens zitieren sich AC/DC selbst und bleiben sich treu: Ein bisschen The Who hier, ein wenig Bluesrock dort, das alles schön auf hart getrimmt - fertig. So etwas überlebt keine andere Band. Aber AC/DC haben ihr Image so kultiviert, dass sie sich Stagnation erlauben dürfen.
Es war ausgerechnet der "Spiegel", der dieses Phänomen in den 90ern einmal perfekt auf den Punkt brachte: Das Magazin, traditionell eher der "hohen" Kultur zugetan, ernannte AC/DC nach zig Millionen verkauften Platten zu den "großen Primitiven des Rock’n’Roll".
Schon damals war diese wohl eher despektierlich gemeinte Bezeichnung für die australische Band mit schottischen Wurzeln viel mehr Ritterschlag als Beleidigung. Schließlich wurde der auf simplen, brachialen Riffs basierende Rock von AC/DC quasi erfunden. Nicht nur, dass Songs wie "Highway To Hell", "T.N.T. oder "Thunderstruck" zu den tief im Bewusstsein der Welt-Musik verankerten Klassikern gehören.
Keine andere Band hat zudem ihrem auf ewig juvenilen Riff-Rock ein solch perfektes Gesicht gegeben: Angus Young. Der Lead-Gitarrist - mittlerweile 53 - kriecht, robbt und hüpft noch immer in Schuluniform über die Bühne. Eine echte Metapher: Young gibt auch im Alter den Teen, der sich nach der Penne mit seinen Kumpels im Proberaum zusammenrottet, Bier trinkt und die Welt mit seinem Rock besser machen will.
Was ihn musikalisch gegenüber vielen auszeichnet ist dabei nicht seine Technik - andere Gitarrengrößen wie Kirk Hammett, Eddie van Halen oder Jimmy Page wird er da wohl nie das Wasser reichen können. Aber: Youngs von der Gibson-SG hinunter in die Welt geschnittenen Riffs erklingen stur zwischen den Noten, die den Takt tragen, und geben AC/DC damit eine musikalische Signatur.
Hinzu kommt die Reibeisenstimme Brian Johnsons. Der immer gleich nach vorn rumpelnde Schlagzeugteppich Phil Rudds. Die oftmals zu Unrecht unterschätzten Power-Akkorde von Angus-Bruder Malcom an der Rhythmus-Gitarre. Die im Achteltakt dröhnenden Basslinien Cliff Williams. Der Fall ist eindeutig: Außerhalb ihrer Musik wären AC/DC hoffnungslos verloren. In ihrer Musik sind sie vielleicht die Besten. Und "Black Ice", das ist ein tolles Album.