Alicia Keys präsentiert ihren James-Bond-Song
Konzert: In Oberhausen spannt die 27-Jährige einen Bogen von Soul über Rock zu Disco.
Oberhausen. Der Mann flüstert mit verschwörerischer Miene seiner Nachbarin zu: "Achte auf die Härchen Deines Unterarms. Gleich kommt reine Gänsehautmusik." Dann verdunkelt sich der Saal. Doch keine romantischen Klänge sind zu hören, sondern die Titelmusik des neuen James-Bond-Films. Alicia Keys, zu Gast in Oberhausen, beginnt mit ihrem Song "Another way to die", den es ab heute im Handel gibt.
Fetzig und verrucht klingt er. Vielleicht gelingt es Keys tatsächlich, die Nachfolge von Shirley Bassey anzutreten, die in den 60er Jahren zu jedem Film über den berühmten britischen Agenten sang, auch zu "Goldfinger". Die Stimme dazu hat die 27-Jährige aus New York City. Und musikalisch vielfältig ist Keys mit ihrer Band auch. Gitarrist und Bassist auf der rechten Seite der Bühne spielen erdigen Blues und harten Rock. Auf der linken Seite haben sich, quasi als Gegengewicht, Saxophonist, Trompeter, zwei Sängerinnen und ein Sänger aufgebaut. Sie repräsentieren guten alten Motown-Soul. Aber sogar karibische Klänge und ein wenig Hip-Hop sind manchmal zu hören.
Im Zentrum des Geschehens tanzt und singt Alicia. Künstlicher Wind weht ihr die dunklen Locken aus dem Gesicht. Die weißglitzernde Hose reicht bis zu dem untersten Rippenbogen und wird von Hosenträgern gehalten. Das sieht nach Disco aus. Und klingt manchmal leider auch so. Die Nuancen des vokalen Ausdrucks drohen vom Schlagzeuger zerhackt zu werden. Gelegentlich bleibt nur Klangbrei übrig.
Dann aber, wenn sich die junge Frau an den Flügel setzt, gelingt Gänsehautmusik. Als kleines Kind soll die Tochter eines jamaikanischen Flugbegleiters und einer irisch-schottischen Sängerin italienischer Abstammung Chopin gespielt haben. An die Klaviermusik der Romantik erinnert ihr verträumter Stil noch heute. Das mächtige Instrument ragt aus dem Bühnennebel und dreht sich auf einer Scheibe.
Alicia Keys wirkt dann wie eine Oberschülerin. Doch plötzlich purzeln Blue Notes aus dem Piano und aus der Kehle der Sängerin. "Falling", ihr wegen der abenteuerlichen Tonintervalle für andere schier unsingbarer Debüttitel, wird von der gut gefüllten Halle frenetisch gefeiert. Die vorwiegend schwarzen Musiker mit ihrer schwarzen Musik ergänzen rücksichtsvoll zurückhaltend die Ballade der Soulsängerin mit der schwärzesten weißen Stimme der Welt. Mit "No one" beschließt Alicia Keys den Abend. Im Hintergrund erscheint ein riesiger Globus. Der Song setzt sich wie eine Hymne im Gedächtnis fest. Obwohl nur ein schlichtes Liebeslied, klingt "No one", als könnten sich alle Menschen miteinander versöhnen.