Alles drin: Arctic Monkeys ohne Stil-Scheuklappen
Berlin (dpa) - Die Britpop-Schublade ist längst zu eng für die Arctic Monkeys. Was vor sieben Jahren mit einem sensationell erfolgreichen Debüt als typisch englische, lässig-juvenile Rockmusik begann, hat sich mittlerweile in viele Stilrichtungen gedehnt und gestreckt.
Das fünfte Album mit dem knappen Titel „AM“ wurde in Los Angeles aufgenommen und klingt oft dementsprechend amerikanisch. Vor allem die Einflüsse, die Monkeys-Frontmann Alex Turner von seinem US-Kumpel Josh Homme (Queens Of The Stone Age) aufnahm, hört man in Rock-Songs wie „Arabella“ oder „I Want It All“ klar durch.
In „One For The Road“ versucht sich das Quartett aus Sheffield gar an einer - dann aber irgendwie doch sehr britischen - Mixtur von Hip-Hop und Metal. „Ich leih' mir gern Bestandteile aus verschiedenen Genres, die eine chemische Reaktion miteinander eingehen“, sagte Turner dazu dem deutschen Musikmagazin „Rolling Stone“.
Die weiche Seite der Band kommt auf „AM“ in Balladen wie „No. 1 Party Anthem“ zum Vorschein. Und englischer Pop ist natürlich ebenfalls im Angebot („Why'd You Only Call Me When You're High?“), selbst Gospel-Soul mit Falsettstimme wird nicht verschmäht („Knee Socks“). Das Album fasst damit ohne Scheuklappen alle bisherigen Stilelemente der Arctic Monkeys geschickt zusammen, ohne dass der Fan mit echten Innovationen irritiert wird.
Tief im Herzen möchte Alex Turner gern immer noch Punk sein. Diese rotzige, raue Popmusik sei „Teil unserer DNA - aber was bedeutet das im Jahr 2013 schon noch?“
Wohl wahr: Die Arctic Monkeys sind auch mit diesem sehr soliden Album weiter unterwegs Richtung Stadion- oder Festival-Großbühne. Und mit der fünften Nummer eins hintereinander auf der Insel sollte es auch wieder klappen.
Konzerte im Herbst: 4.11. Offenbach, 5.11. Berlin, 11.11. Düsseldorf, 12.11. München