Andreas Gabalier: Volks-Rock'n'Roll unplugged
Wien (dpa) - Österreichischer hätte der Beginn wohl gar nicht sein können: Noch bevor Volksmusiker Andreas Gabalier (31) in kurzen Lederhosen die Bühne betritt, spielt das große Orchester den Donauwalzer.
Eine der Visitenkarten der Alpenrepublik, die wohl dank dem Wiener Neujahrskonzert nahezu überall erkannt wird. Dank eines „MTV unplugged“-Konzerts sollen nun auch Gabaliers Lieder rund um Heimat und Liebe ihren Weg in die ganze Welt finden. Doch von einem klassischen Konzert konnte am Mittwochabend in Wien keine Rede sein. Die TV-Produktion forderte Perfektion von allen Beteiligten.
Immer wieder mussten Lieder wiederholt werden. Manchmal brauchte es bis zu vier Anläufe, bis alles im Kasten war. Mal waren die Gitarren verstimmt, mal gab es einen kleinen Textfehler, mal applaudierte das Publikum zu laut. Die Regieanweisungen zerstückelten das ungetrübte Erlebnis für die rund 300 Gäste im historischen Wiener Odeon Theater. Außerdem forderten fast tropische Temperaturen im Saal besonderes Durchhaltevermögen von den Anwesenden, während der fast vier Stunden.
Auch Gabalier wirkte erstaunlich angespannt, vor allem wenn man weiß, mit welcher Lockerheit er sonst innerhalb von Sekunden Zehntausende Fans mitreißen kann. So konnte er auch erst ganz am Ende, als alle Aufnahmen fertig waren, sein ganzes Können ausspielen und die Stimmung mit seinen größten Hits ganz ohne Unterbrechung richtig zum Kochen bringen.
„Ich hätte mir nicht gedacht, dass ich noch einmal weiche Knie habe“, sagte der Steirer. Mit der Aufnahme in die „Unplugged“-Reihe neben Legenden wie Eric Clapton oder der Grunge-Band Nirvana habe er sieben Jahre nach seinem Start in der Branche sein „musikalisches Lebenshighlight“ erreicht. Viele Freunde und Familienmitglieder ließen sich das nicht entgehen. „Mein Herz geht nicht nur auf, es geht über“, erzählt der selbsternannte „Volks-Rock'n'Roller“, der seiner Freundin in der ersten Reihe schon mal ein Bussi gab.
Gabalier wurde für seine Mischung aus Volksmusik und Rock'n'Roll im steirischen Dialekt bekannt. „I sing a Liad für di“, „Sweet little Rehlein“ oder „Volks-Rock’n’Roller“ festigten seinen Ruf als Stimmungssänger mit Gitarre und Ziehharmoniker. Bei der „Unplugged“-Reihe, die an zwei Abenden in Wien aufgezeichnet wurde, standen aber die ruhigeren Nummern in klassischer Vertonung im Vordergrund („So liab hob i di“, „Amoi seg’ ma uns wieder“). Das Orchester leitete der Komponist und Dirigent Christian Kolonovits.
Gabalier bekam auch wie üblich bei dem Format weitere tatkräftige Unterstützung: Das deutsche Hip-Hop-Duo 257ers stand ebenso mit ihm auf der Bühne wie „The Voice of Germany“-Star Max Giesinger. Auch Xavier Naidoo, sein Kollege aus der Vox-Musikshow „Sing meinen Song - Das Tauschkonzert“, nahm neben ihm Platz. „Ein Mann, der auch immer zu seiner Meinung steht“, kündigte ihn Gabalier an.
So hatte auch die Ankündigung der Konzerte in Österreich für Aufregung gesorgt. Gabalier eckte in den vergangenen Jahren immer wieder mit seinen Aussagen an: Er poche auf eine traditionelle Rollenverteilung, seine Frau müsse bei den Kindern zu Hause bleiben und solle nicht mehr arbeiten. Die Nationalhymne singt er bewusst in der alten Fassung nur mit Erwähnung der großen Söhne Österreichs - nicht der großen Töchter.
Doch gerade die alten Klischees der vermeintlich heilen Welt kommen bei seinen Fans gut an. Da wird von den schüchternen „Madln“ gesungen, die sich von den kernigen „Bergbauern-Buam“ erobern lassen. Gemeinsam haben die Verliebten dann Spaß im Heuboden. Nicht nur einmal holte Gabalier beim Singen sein rot-weiß kariertes Schweißtuch hervor und setzte sich an seinen Flügel in rustikaler Optik.
Wohl um Gabalier einem internationalen Publikum noch näher zu bringen, gab es auch ein Cover des Klassikers der Rolling Stones „You can't always get what you want“. Außerdem sang Gabalier „Edelweiss“ aus dem Film „Sound of Music“, der besonders in Amerika populär ist. Die Platte und das Video zu den Konzerten erscheint Ende November.