Bewegtbilder: Üppige DVD-Box von R.E.M.
Berlin (dpa) - R.E.M. und MTV verbindet weit mehr als nur das Drei-Buchstaben-Kürzel. Das Quartett aus Athens, Georgia wäre kaum zu einer der erfolgreichsten Bands aller Zeiten mit bis heute rund 85 Millionen verkauften Alben aufgestiegen, hätte nicht „Music Television“ über Jahre hinweg ihre Songs in „heavy rotation“ gespielt.
Umgekehrt lieferten R.E.M. dem lange Zeit stilprägenden Sender zuverlässig, was dieser so dringend brauchte: herausragende Videoclips und Liveauftritte. Es ist daher nur konsequent, dass die neue DVD-Box „REMTV“ beides im Namen trägt: Band und Sender. Fast 15 Stunden Material enthält die Box, verteilt auf sechs DVDs.
Zusammengetragen wurden die Bewegtbilder - unter Mitwirkung des langjährigen R.E.M.-Managers Bertis Downs - aus den Archiven des Medienkonzerns Viacom. Diesem gehören neben MTV auch dessen einstiges deutsches Pendant VIVA sowie der Sender VH1 an, bei dem der Schwerpunkt nach wie vor auf Musik liegt.
Vieles in der Box ist exklusiv, so etwa die 2014 zusammengestellte Dokumentation „R.E.M. by MTV“. Sie erzählt anhand von Archivmaterial rund zwei Stunden lang die Geschichte der Band: von den ersten Auftritten im Jahr 1980 in Kellerclubs, über den weltweiten Durchbruch Anfang der 90er bis zur Auflösung 2011 - übrigens nur wenige Monate, nachdem MTV weltweit die Bezeichnung „Music Television“ aus seinem Logo getilgt hatte.
Dazwischen: von Käufern und Kritikern gefeierte Alben, ein mit sagenhaften 80 Millionen US-Dollar dotierter Plattenvertrag, Aufnahme in die Rock'n'Roll Hall of Fame, aber auch der schmerzhafte Ausstieg von Drummer Billy Berry und spürbar nachlassender Erfolg sowie die Suche nach Relevanz in den späteren Jahren.
Durchaus ein Manko: Die Box enthält zwar mehrere Auftritte bei Award-Shows, auf denen R.E.M. für ihre Videoclips ausgezeichnet wurden, die Videoclips selbst jedoch allenfalls in Ausschnitten. Dafür gibt es aber eine Vielzahl an Konzertmitschnitten. Einige zeigen R.E.M. auf den ganz großen Bühnen, so etwa - auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs im Jahr 1995 - in Dallas, vor dem Kölner Dom (2001) oder bei „Rock am Ring“ (2005). Vertreten ist aber auch ein Auftritt in weitaus intimeren Rahmen des Bowery Ballroom in New York aus dem Jahr 1998. Hinzu kommen zwei kurze TV-Auftritte aus den ganz frühen Jahren - ekstatisch tanzende Jugendliche im Publikum inklusive.
Zu den Glanzstücken der Sammlung zählt ein Studiokonzert unter dem Motto „Storytellers“, ausgestrahlt 1998 auf VH1 - vor allem deshalb, weil er einen charmant-gesprächigen Sänger Michael Stipe zeigt. Weitere Höhepunkte sind die beiden „MTV Unplugged“-Shows aus den Jahren 1991 und 2001, jeweils erweitert um bislang nicht ausgestrahlte Songs. Wie sich R.E.M. hier mit „ausgestöpselten“ Instrumenten präsentieren, im Studio ganz nah an nur ein paar Dutzend Zuschauern, Michael Stipe in der ersten Auflage mit Trenchcoat, Shorts und Lockenpracht unter seltsamem Hut, bei der Show zehn Jahre später dann mit Sakko, Gehrock und Glatze, das fesselt nach wie vor.