Gedenken an George Michael Brit Awards: Bowies Sohn holt Preis ab
London (dpa) - Die Brit Awards gelten neben den Grammys als wichtigste Musikpreise der Welt. Doch mit dem Bombast und Glamour der US-Preisverleihung können sie nicht mithalten.
Es habe schon „Verbesserungen gegenüber dem letzten Jahr“ gegeben, schrieb der „Guardian“. „Aber wir haben noch einen weiten Weg vor uns.“ Viele internationale Stars blieben der Veranstaltung in London fern. Der Stellenwert der Brit Awards unter den Künstlern scheint gesunken zu sein. Auch im Publikum blieben einige Plätze leer. In den zahlreichen Werbepausen setzten die Veranstalter sogar noch einige Zuschauer um.
Gewinner des Abends war mit zwei Preisen ausgerechnet ein Musiker, der nicht mehr lebt. David Bowie wurde mehr als ein Jahr nach seinem Tod als Bester Britischer Künstler ausgezeichnet. Sein letztes Werk „Blackstar“ wurde zum Besten Britischen Album gekürt. Den Preis nahm Bowies Sohn Duncan Jones sichtlich bewegt entgegen. Durch Bowies Triumph gingen die Grime-Rapper Kano und Skepta, die ebenfalls in beiden Kategorien nominiert waren, ohne Trophäe nach Hause.
Über die Verteilung der Brit Awards entscheiden jedes Jahr mehr als 1000 Mitglieder der Musikindustrie, darunter auch die Nominierten und Gewinner der Vorjahre. Neben Bowie wurde am Mittwoch auch der Bluesmusiker Rag'n'Bone Man doppelt ausgezeichet. Er wurde zum Besten Nachwuchskünstler gewählt und bekam außerdem den Critics Choice Award. Beste Britische Solokünstlerin wurde Emeli Sandé, die im Laufe der Show auch ihren Song „Hurts“ sang.
Die Auszeichnungen für die Beste Internationale Solokünstlerin (Beyoncé), den Besten Internationalen Solokünstler (Drake) und die Beste Internationale Band (A Tribe Called Quest) wurden im Schnellverfahren verkündet, was wohl daran lag, dass keiner von ihnen anwesend war. Drake sendete immerhin eine Videobotschaft.
Auch britische Stars glänzten durch Abwesenheit. Adele, die einen Brit Award für Globalen Erfolg erhielt, verkündete per Video, wie viel ihr die Auszeichnung bedeute. Etwas peinlich geriet die Preisübergabe an One Direction für das Beste Britische Video. Als einziges anwesendes Bandmitglied dankte Liam Payne den Fans: „Ich kann nicht glauben, dass wir diese Dinger immer noch gewinnen.“ X-Factor-Juror Simon Cowell, der ihm den Preis übergab, vervollständigte Paynes Dankesrede.
Immerhin das Showprogramm wusste zu überzeugen. US-Sängerin Katy Perry sang ihre aktuelle Single „Chained To The Rhythm“ und sendete dabei eine dezente politsche Botschaft. Sie ließ bei ihrem Auftritt zwei überdimensionale Skelette auf der Bühne tanzen, die einen dunklen Anzug und ein rotes Kostüm trugen - ähnliche Kleidung hatten die britische Premierministerin Theresa May und US-Präsident Donald Trump bei ihrem ersten Treffen Ende Januar in Washington getragen. Während des Auftritts verlor eine von Perrys Backgroundsängerin das Gleichgewicht und stürzte von der Bühne.
Emotionaler Höhepunkt der Show war der Tribut an den ehemaligen Wham!-Sänger George Michael. Dessen ehemaliger Bandkollege Andrew Ridgeley ehrte seinen Freund gemeinsam mit den früheren Wham!-Background-Sängerinnen Helen „Pepsi“ DeMacque und Shirlie Holliman: „Seine wundervolle Stimme wird ewig leben.“ Den Sängerinnen kamen dabei die Tränen. Anschließend sang Coldplay-Sänger Chris Martin George Michaels Ballade „A Different Corner“ in Begleitung eines Streicher-Ensembles.
Im Laufe der Veranstaltung traten außerdem die Band Coldplay, Bruno Mars und Ed Sheeran auf, der bei „Shape Of You“ von Grime-Rapper Stormzy begleitet wurde. Zum Abschluss des Abends sang der mehrfache Brit-Award-Gewinner Robbie Williams ein umjubeltes Medley seiner aktuellen Songs. Williams' Zugabe „Feel“, die nicht mehr im Fernsehen übertragen wurde, ging hingegen schief. Die Techniker hatten offenbar schon einen Teil der Soundanlage ausgeschaltet. Das war Metallica und Lady Gaga bei den Grammys übrigens auch passiert.