Bushido-Lied jugendgefährdend - vorläufig auf dem Index
Berlin (dpa) - Das umstrittene Lied „Stress ohne Grund“ des Rappers Bushido (34) darf nicht mehr öffentlich verbreitet werden. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien setzte die Musik-CD „NWA“ des Interpreten Shindy mit dem Bushido-Song vorläufig auf den Index.
Wie die Prüfstelle am Mittwoch weiter mitteilte, wurde die CD als gefährdend für Minderjährige eingestuft. Der Inhalt wirke verrohend, reize zu Gewalt an und diskriminiere Frauen sowie Schwule. Auch die Veröffentlichung des Videos zum Song auf einer Internetplattform soll laut Prüfstelle auf den Index kommen.
Die CD darf laut Mitteilung nur noch unter dem Ladentisch an Erwachsene und nicht an Jugendliche verkauft werden. Auch öffentliche Werbung sowie Versand sind dann untersagt. Die Einschränkung tritt mit der Veröffentlichung im Bundesanzeiger am kommenden Montag (22.7.) in Kraft. Verstöße gegen die Verkaufsverbote an Jugendliche können strafrechtlich verfolgt werden.
Die Entscheidung ist laut Prüfstelle vorläufig, weil sie noch einem größeren Gremium vorgelegt werden muss. Dieses entscheidet voraussichtlich Anfang September, ob es bei der Indizierung bleibt.
Der Song „Stress ohne Grund“ enthält Tötungs- und Gewaltfantasien sowie schwulenfeindliche Parolen. Namentlich werden Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der FDP-Bundestagsabgeordnete Serkan Tören, Comedian Oliver Pocher und die Grünen-Chefin Claudia Roth genannt und mit heftigen Worten beleidigt. Wowereit und Tören hatten Strafanzeige gestellt, die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt.
Die Anklagebehörde hatte bereits zuvor von sich aus Ermittlungen begonnen. Zu den konkreten Vorwürfen äußerte sich die Staatsanwaltschaft nicht. Nach dpa-Informationen geht es um Beleidigung und möglicherweise Volksverhetzung.
In einem Interview mit dem Magazin „Stern“ sagte Grünen-Chefin Claudia Roth: „Herr B. ruft gezielt zu Hass und Gewalt gegen Minderheiten auf. Was er von sich gibt, ist ganz rechts außen.“ Roth wolle aber keine persönliche Anzeige gegen Bushido erstatten. Sie werde nicht mit ihm „in den Ring steigen, das hätte er gerne, er giert ja nach Aufmerksamkeit“, sagte die Politikerin. Der Grünen-Bundesvorstand prüfe aber rechtliche Schritte gegen Bushido. „Die Plattenfirma Sony Music sollte sich fragen, ob sie so jemanden vertreiben will“, sagte Roth dem Magazin.
Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) forderte am Mittwoch in einem offenen Brief den Verleger Hubert Burda („Bunte“, „Focus“) auf, die Verleihung des Preises Integrations-Bambi im Jahr 2011 an Bushido öffentlich als Fehler einzugestehen. Bushidos Hetzparolen befeuerten Gewalt gegen Homosexuelle. Auch der Verband habe Strafanzeige gegen Bushido gestellt.
Die „Bild am Sonntag“ hatte „Bunte“-Chefredakteurin Patricia Riekel mit den Worten zitiert: „Die Jury ist nicht verantwortlich für den Weg, den ein Preisträger in den Jahren nach der Auszeichnung einschlägt.“ Vor drei, vier Jahren habe sich Bushido aktiv für Integrationsprojekte und gegen Gewalt eingesetzt, dafür sei er ausgezeichnet worden.