Daniel Libeskind: „Architekten sind Dirigenten“
New York/Frankfurt (dpa) - Der Entwurf großer Bauprojekte ähnelt nach Ansicht von Architekt Daniel Libeskind sehr der Aufgabe eines Dirigenten.
„Ein Masterplan heißt nicht, dass man etwas baut. Es ist ein bisschen, als schreibe man die Partitur für ein Orchester und dirigiere es“, sagte Libeskind der Deutschen Presse-Agentur in New York. „Der Dirigent steht mit dem Rücken zum Publikum. Es ist eine Analogie, aber es ist sehr ähnlich.“
Libeskind, der vor seiner Karriere als Architekt selbst Musiker war, ist am 21. und 22. Mai in Frankfurt zu Gast, um sein Projekt „One Day in Life“ mit der Alten Oper umzusetzen. 24 Stunden lang soll dann an verschiedenen Orten der Stadt - vom Wolkenkratzer bis zum Bunker - Musik zu hören sein. Die aufgeführten Werke stammen aus allen Epochen und Stilrichtungen.
Statt einer festgelegten Ideologie brauche Musik genau wie Architektur Vielfalt, sagte Libeskind. „Nicht alle Architekten müssen zum Schlag desselben Trommlers marschieren. Wie monoton wäre Musik, wenn alles nur Marschmusik wäre, oder Sonaten, oder Rap? Vielfalt lässt uns Musik lieben. Dasselbe gilt für die Architektur.“ Alle 24 Stunden des Frankfurter Projekts werde er selbst vermutlich nicht hören können, sagte Libeskind. Sicher sei jedoch: „Ich werde an diesem Abend nicht schlafen.“
Der aus Polen stammende Libeskind, der unter anderem das Jüdische Museum in Berlin baute und den Masterplan für den Wiederaufbau des World Trade Center in New York lieferte, feierte am 12. Mai seinen 70. Geburtstag.