Youtube "Das wird fett": So will Youtuber Moritz Garth in die Charts

Berlin (dpa) - In der digitalen Welt geben sie längst den Ton an, immer öfter erobern auch deutsche YouTube-Stars die Charts der „Offline-Welt“. Nun hat sich der 20 Jahre alte Sänger Moritz Garth ein großes Ziel gesteckt: Er will der deutsche Justin Bieber werden.

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Deutsche Liedtexte, internationale Fans - das ist seine Strategie. Mit seiner ersten Single „Neue Welt“, die seit Freitag erhältlich ist, will er eine für ihn noch unbekannte Welt betreten.

Seit rund drei Jahren liefert Garth im Wochentakt Coverversionen seiner Vorbilder und auch Eigenproduktionen ab, führt auf einem zweiten Kanal die Fans durch seinen Alltag. Sein Erfolg ist in YouTube-Zahlen zu messen: In kurzer Zeit hat er Hunderttausende Follower gesammelt, besonders junge Mädchen überwerfen sich mit Kommentaren unter seinen Beiträgen.

Unzählige Smileys und Liebesbekundungen reichen Moritz Garth, der aus einer Kleinstadt in Rheinland-Pfalz stammt, nicht mehr: Er will richtige Alben veröffentlichen und auf Tournee gehen. „Deswegen will ich halt auch in diese Offline-Welt: um die Leute wirklich zu sehen. Nicht immer nur Kommentare und Nutzernamen, sondern ein lachendes Gesicht. Das ist so viel mehr wert als 10 000 „Du bist so hübsch“-Kommentare“, sagt er der Deutschen Presse-Agentur.

Immer mehr YouTuber schaffen es mit ihren Singles auf die Rangliste: Seit 2011 finden sie sich immer häufiger in den offiziellen deutschen Charts und können ihren Erfolg stetig ausbauen. Wie das Marktforschungsunternehmen GfK Entertainment ermittelte, gab es 2011 nur einen YouTuber in den Charts - vier Jahre später halten sich 15 Online-Musiker im Ranking. Für den Marktforscher Sebastian Buggert ist YouTube fast zu einem unausweichlichen Karriereschritt im deutschen Musikmarkt geworden: Große Karrieren können hier starten - oder rasch als One-Hit-Wonder enden.

Bekannte YouTuber wie das singende Comedy-Trio Y-Titty galten lange Zeit als Inbegriff der deutschen YouTube-Stars, ihr Kanal kam zeitweise auf rund drei Millionen Abonnenten. Für deutsche Verhältnisse ist das extrem viel. Das Trio landete als erster YouTube-Export 2011 einen Chart-Erfolg - insgesamt hielt sich das Trio nach Angaben von GfK Entertainment mit sechs Hits 30 Wochen lang im Ranking. 2015 endete die Kooperation. „Es ist endlich so weit, dass wir selber auch wieder zu uns gefunden haben“, erklärten Y-Titty in ihrem Abschiedsvideo. Teilweise habe man schon eine „Rolle gespielt, die wir einfach nicht mehr waren“.

Der 23 Jahre alte Rapper Liont aus Solingen erreichte einen deutschen Rekord: Mit seinem Album „Löwenkind“ war er bislang der erfolgreichste YouTuber in den deutschen Charts. Liont wurde vor allem mit Liedern bekannt, die sich um die Alltagsthemen von Jugendlichen drehen. In den iTunes-Charts erreichte er auf Anhieb die Top Ten, in Deutschland und Österreich hielt er sich ebenfalls für mehrere Wochen in den Charts.

Mit seiner ersten Offline-Single gehe Garth auch ein großes Risiko ein, sagt der Kölner Medienpsychologe und Marktforscher Buggert. Das Zielpublikum werde sich durch den zusätzlichen Markt nicht automatisch erweitern. „Der enge Kontakt zu den Fans auf YouTube ist das wichtigste. Wenn der Kontakt abreißt, dann droht die Gefahr, dass die Fans sich abwenden.“

Wichtig sei, dass YouTube-Stars es bei dem Schritt in die Offline-Welt mit der Professionalisierung nicht übertrieben. Die Motivation „Geld“ solle nicht Überhand nehmen - das gefährde die Glaubwürdigkeit. „Man kann sich von den Stars was abgucken und sich an ihnen orientieren. Wenn dann jemand noch weitergehen kann, ist das umso faszinierender.“

Die Abgrenzung zwischen YouTuber und Musiker sei inzwischen nicht ganz einfach, sagt Hans Schmucker von Gfk Entertainment. Viele Stars könne man nicht mehr nur auf ihre YouTube-Karriere reduzieren. Die Musiker machten zwar ihre ersten Schritte auf der Video-Plattform, kamen jedoch erst danach groß raus. Justin Bieber hatte seit seinem Durchbruch 2009 alleine in Deutschland 34 Charthits. Ob Moritz Garth an diesen Erfolg anknüpfen kann, ist offen. Er ist jedenfalls überzeugt: „Das wird fett.“