David Garrett: „Meine Heimat ist die Klassik“
Nach musikalischen Ausflügen in Rock und Pop geht Stargeiger David Garrett im Frühjahr mit Brahms-Konzerten auf Tour.
Düsseldorf. Nach Rock und Pop kehrt Stargeiger David Garrett (33) in sein Metier zurück: die Klassik. Mit dem Orchester Festival Strings Lucerne spielt er in Köln und Düsseldorf das Violinkonzert von Johannes Brahms.
Herr Garrett, ab April gehen Sie wieder ganz klassisch aufs Konzertpodium. Warum gerade mit dem Brahms-Konzert?
David Garrett: Das Violinkonzert von Brahms ist eines der bedeutendsten, das einem Geiger zur Verfügung steht. Dazu kommt mein besonders intensives Verhältnis zur deutschen Musik. Deshalb habe ich mir nach dem Beethoven-Konzert das von Brahms ausgesucht. Ich bin da schon einige Wochen dran. Besonders spannend finde ich, dass es dabei nicht nur um Virtuosität geht. Als romantisches Konzert steckt die komplette Bandbreite an Emotionen drin — von subtil bis fast brutal. Das alles ausleben zu können, ist sehr reizvoll.
Brahms war von Hause aus Pianist. Konnte er denn überhaupt so virtuos für die Violine schreiben?
Garrett: Er hat sich von seinem Freund Joseph Joachim beraten lassen, der einer der großen Geiger seiner Zeit war. Auf die nachträglichen Einzeichnungen von Joachim gehe ich aber nicht ein. Bei diesem Konzert heißt es einfach: je originaler, desto besser.
Werden Sie das Brahms-Konzert auch auf CD aufnehmen?
Garrett: Ja. Ende des Jahres mache ich eine kleine Tournee durch Israel. Das Konzert mit Zubin Metha und dem Israel Philharmonic Orchestra wird dabei in Tel Aviv mitgeschnitten.
Wie oft sind Sie unterwegs?
Garrett: Im Schnitt gebe ich 120 bis 150 Konzerte jährlich. Damit bin ich so sechs bis sieben Monate auf Tour. Dazu kommen noch die ganzen Promo-Termine und Fernsehauftritte.
Geht das nicht an die Substanz?
Garrett: Dieses Leben habe ich mir gewünscht, ich stecke drin und muss durch. Ich gebe ja schon seit meiner Kindheit Konzerte. Mein Körper und ich, wir kennen uns, und das mittlerweile sehr gut - wir wissen was wir einander zumuten können. Ich versuche auch immer, mich mit Sport fit zu halten, aber das ist etwas schwierig, wenn man so wie ich dauernd unterwegs ist. Wenn ich täglich morgens übe, fange ich mit Tonleitern und Etüden an. Das ist dann für mich eine Art Meditation. Das ist sozusagen mein Yoga.
Bald sind Sie auch auf der Kinoleinwand zu sehen . . .
Garrett: Im vergangenen Jahr habe ich in der Titelrolle des Films „Paganini — Der Teufelsgeiger“ von Bernard Rose vor der Kamera gestanden. Im Herbst soll der Film ins Kino kommen. Viel erzählen darf ich im Augenblick nicht, da sich der Film gerade in der Postproduktion befindet. Ich kann soviel verraten, dass es eine sehr reizvolle Rolle war. Paganini hat mit seiner Virtuosität sein Instrument erstmals salonfähig gemacht. Und um das im Film rüber zu bringen, war das Visuelle besonders wichtig. Deshalb wurde kein Schauspieler als Paganini-Darsteller engagiert, sondern ein Musiker, der das Instrument beherrscht. Für diesen Film habe ich auch die Musik geschrieben. Der Geigenpart ist natürlich original von Paganini, die Orchester-Begleitung ist von mir.
Dafür, dass Sie zwischen Klassik und Pop wechseln, werden Sie kritisiert. Stört Sie das?
Garrett: Nein. Hier werden künstlich Grenzen aufgebaut, die es früher so nicht gab. Das ist schade. Aber es gehört auch zur Ehrlichkeit sich selbst gegenüber, das zu machen, was man machen möchte. Wichtig aber vor allem ist, dass man weiß, wo man steht. In diesem Sinne ist Cross-Over wie eine Urlaubsreise — von der man auch wieder heimkehrt.
Wohin geht die nächste „Reise“?
Garrett: Die beginnt im Mai. Nach „Rock Symphonies“ bin ich dann mit meinem Cross-Over-Album „Music“ auf Tournee. Das soll ganz großes Kino für meine Fans werden mit Musik von Beethoven bis Michael Jackson — ich lebe eben in beiden Welten. Auch hier will ich keine Details verraten.
Und wo liegt Ihre Heimat?
Garrett: In der Klassik.