Der ewige Entertainer: Robbie Williams auf Schalke

Gelsenkirchen (dpa) - Das Phänomen Robbie Williams lässt sich wahrscheinlich am besten mit dem eines Klassenclowns vergleichen: Wenn er merkt, dass ihm alle zusehen, dreht er erst so richtig auf. Das klingt böse, hat dem Sänger aber Millionen Fans auf der ganzen Welt beschert.

Am Mittwoch konnten sich etwa 50 000 Menschen in der ausverkauften Arena des FC Schalke 04 in Gelsenkirchen vom Charisma des 39-jährigen Briten überzeugen. Williams lieferte eine fulminante Bühnen-Show.

In der Veltins-Arena gab der Sänger sein erstes von vier Konzerten in Deutschland in diesem Sommer. Seine Fans mussten lange auf ihn warten - seit 2006 war er als Solokünstler nicht mehr auf großer Tournee. Entsprechend laut ist der Jubel, als Williams - ganz Dandy - in einem schwarzen, glitzernden Frack und mit seinem typisch frechen Grinsen auf die Bühne kommt und den Party-Klassiker „Let Me Entertain You“ trällert. Als Bühnenhintergrund dient ein goldener Riesenkopf mit seinem Gesicht.

Später besteigt er mit drei Background-Sängerinnen ein Feuer spuckendes, fahrbares Gerüst, das ebenfalls die Form seines Kopfes hat, und gibt schweißgebadet den Hit „Come Undone“ zum Besten. Dann bezirzt das Showtalent sein Publikum mit Komplimenten. „Ich liebe euch!“, ruft er auf Deutsch und: „You are better looking than my audiences in the UK!“ („Ihr seht besser aus als das Publikum in Großbritannien!“).

Seine Anhänger danken es ihm mit lautem Gekreische. Liebend gerne spielt er für die Menge den Rebellen, nimmt Schimpfwörter in den Mund und streckt den Stinkefinger nach oben, wie gegen einen imaginären Spießer gerichtet. Spätestens als der Brite zur Akustik-Gitarre greift - mittlerweile trägt er eine goldene Smoking-Jacke - und „Sexed Up“ spielt, zücken auch die Zuschauer in der hintersten Reihe ihre Handys zum Fotografieren oder Filmen.

Neben der aufwendigen Kulisse und Williams' magnetischer Ausstrahlung fallen in der Arena noch zwei Dinge auf. Erstens: Das Publikum ist mit ihm groß geworden. Es ist schon 20 Jahre her, dass dem Sänger mit Take That der Durchbruch gelang. In Gelsenkirchen schwenken hauptsächlich Frauen um die 40 Plakate und kreischen seinen Namen. Zweitens: Besonders gut kommen immer noch seine alten Lieder wie der Schmuse-Hit „Angels“ an, mit dem der Brite sein Konzert beendet.

So gesehen, könnte es schon stimmen, dass der 39-Jährige mit seinem Rotzlöffel-Image ein Auslaufmodell ist. Seine Kritiker behaupten, die Teenager von heute gingen lieber zu flippigeren - und vor allen Dingen weiblichen - Superstars wie Lady Gaga und Rihanna. Mag sein - andererseits ist Williams ein verdammt guter Entertainer. Gelsenkirchen zumindest hat er in seinen Bann gezogen.