Die Proms: Potpourri aus Klassik, Geschichte und Pop

London (dpa) - Bei den Promenaden-Konzerten (Proms) der BBC geben die „Prommers“ den Ton an.

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Zum Kartenpreis von nur fünf Pfund (6,30 Euro) stehen oder sitzen die Stammzuhörer unterhalb der Bühne im Rondell der nach Prinz Albert benannten Royal Albert Hall. Sie spazieren in den oberen Etagen der 1871 eröffneten runden Konzerthalle herum, sammeln Geld in Plastikeimern für junge Musiker ein und machen Zustimmung und Ablehnung des Gebotenen lautstark deutlich. Die diesjährige Saison des 1895 gegründeten Klassik-Festivals wird an diesem Freitag (18. Juli) eröffnet und endet am 13. September mit der patriotisch verbrämten „Last Night.“

Die Londoner Proms rühmen sich damit, das längste und größte Musikfestival der Welt zu sein. In zwei Monaten gehen 76 Konzerte mit Top-Orchestern und Dirigenten über die Bühne. Namen wie Sir Simon Rattle, Daniel Barenboim und Riccardo Chailly sind darunter. Die Vorstellungen sind im Schnitt bis zu über 90 Prozent ausverkauft. Kartenpreise sind passend für jedes Portemonnaie, und Jeans und Flipflops werden ebenso toleriert wie Smoking und Abendkleid. Finanziert wird das Mammutprogramm von rund neun Millionen Pfund aus den Rundfunkgebühren der BBC - ein Fakt, der die Proms jedes Jahr erneut herausfordert, eine „Saison für alle“ zu sein.

In diesem Jahr des Gedenkens an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren gibt es aber bei den Proms noch eine weitere Attraktion: Die inzwischen weltberühmten lebensgroßen Pferdepuppen aus dem Theaterstück „Gefährten“ (War Horse) bieten am 3. August einen Sonderauftritt zu Militär- und Chormusik in der Albert Hall.

Neben dem Auftritt des künstlichen Pferds Joey und seiner Gefährten gibt es auch Pop: Der Dresdner Komponist Sven Helbig und das britische Duo Pet Shop Boys sind mit einer Uraufführung dabei. Am 23. Juli wird das Bühnenstück „A Man from the Future“ (Ein Mann der Zukunft) über das Leben des Mathematikers und Computer-Pioniers Alan Turing gezeigt. Das Duo mit Neil Tennant und Chris Lowe ließ sich von einer Biografie Turings inspirieren und schuf ein achtteiliges Werk für Electronics, Orchester, Chor und Sprecher. Helbig hat die Musik der Pet Shop Boys orchestriert.

Ein Augenmerk richtet sich in diesem Jahr auf britische Komponisten, die in diesem Jahr runde Geburtstage feiern. Neville Marriner (90), sowie Harrison Birtwhistle und Peter Maxwell Davies, die beide 80 wurden, gehören dazu. Mit der Uraufführung seiner letzten Auftragswerke wird der 2013 verstorbene britische Komponist John Tavener geehrt. Auch Musik von Komponisten, die im Ersten Weltkrieg dienten, wird gespielt. Dazu zählen George Butterworth, Ralph Vaughan Williams und der deutsche Komponist Rudi Stephan, der in dem Krieg mit nur 28 Jahren sein Leben verlor.

Zum 150. Geburtstag von Richard Strauss bieten die Proms ein wahres Feuerwerk seiner Musik, darunter die Opern „Rosenkavalier“, „Salome“ - in einer Aufführung der Deutschen Oper Berlin - und „Elektra“. Den Anspruch, ein „globales“ Festival zu sein, erfüllen die Proms mit dem bisher größten Aufgebot internationaler Orchester, einschließlich aus China, Island, der Türkei, Südkorea und Katar, unter der südkoreanischen Dirigentin Han-Na- Chang. Als Highlights gelten die Auftritte von Top-Orchestern wie den Berliner Philharmonikern, Leipziger Gewandhaus und dem Cleveland Orchestra.