Die Toten Hosen stürmen in Open-Air-Saison
Bochum (dpa) - Pünktlich, aber punkig: Zehn Minuten früher als angekündigt standen die Toten Hosen am Freitagabend für ihr erstes Open-Air-Konzert in dieser Saison auf der Bühne.
Sänger Campino freute sich, „endlich richtig loslegen zu können“. Und dann waren die fünf Musiker aus Düsseldorf für zweieinhalb Stunden nicht zu bremsen.
Vor allem der Frontmann stürmte über die riesige Bühne im ausverkauften Fußballstadion des VfL Bochum. Die fußballfeldbreite Konstruktion ragte bis über das Stadiondach, wurde aber nur von zwei Flaggen mit dem Logo der Toten Hosen und drei großen Bildschirmen geschmückt.
Genügend Platz für Campino, der mit seinem dick bandagierten Mittelfinger nirgends anstoßen wollte. Denn nach einem vergangenen Konzert der „Krach der Republik“-Tour hatte sich der 50-Jährige stark an der Fingerkuppe verletzt. Die Rekordtour, für die nach Angaben des Veranstalters schon über eine Million Karten verkauft wurden, läuft schon seit November durch Hallen in Deutschland.
Meist in blutrotes, blaues oder gelbes Licht getaucht, brachten die Toten Hosen etwa 30 Stücke aus ihrer 30-jährigen Karriere und vom letzten Studioalbum „Ballast der Republik“ für fast 27 000 Fans in voller Lautstärke. Unter dem regenfreien Himmel verausgabte sich das Publikum spätestens beim Hit „Hier kommt Alex“ und konnte den krachenden Sound der Toten Hosen sogar übertönen.
Auch sonst fehlte keine der Hymnen: Bei „Tage wie dieser“ oder „Alles aus Liebe“ wurden alle Arme in die Luft gestreckt. Auf der Bühne sang und schwitzte Campino, zuerst im grauen Schlabber-Pullover, dann im Unterhemd und schließlich mit freiem Oberkörper. Zwischen den Songs zückte er auch noch eine gelbe Kamera und filmte die begeisterten Fans für das nächste Weihnachtsvideo der Band.
Die Toten Hosen bedienten sich nicht nur aus dem eigenen musikalischen Fundus, sondern spielten auch Cover von „Far far away“ der Rockband Slade, „Heute hier, morgen dort“ des Liedermachers Hannes Wader und „Schrei nach Liebe“ von den Ärzten. Den Hit der Berliner Punkband kündigte Campino so an: „Wir möchten euch immer wieder neue Bands vorstellen - ich hoffe, ihr gebt ihnen eine Chance.“
Einen Reim im Trinklied „Zehn kleine Jägermeister“ textete Campino auf den FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß um: „Sechs kleine Jägermeister wollten Steuern sparen, Uli wurde eingelocht“. Auch die Anti-Hymne „Bayern“ fehlte im Bochumer Stadion nicht. Überhaupt blieben die Toten Hosen als leidenschaftliche Fortuna-Düsseldorf-Fans dem Thema Fußball während des Konzerts treu. Mit einer Flasche Bier vom letzten Sieg ihrer Fortuna wurde der „Geist der ersten Liga“ im Bochumer Stadion beschworen.
Nach zahlreichen Zugaben endete das erste Open-Air-Konzert mit dem universellen Fußball-Klassiker „You'll never walk alone“, bei dem Campino mit Fortuna-Düsseldorf-Schal auftrat. Gleich am Samstag (1.6.) werden die Toten Hosen das Bochumer Stadion ein zweites Mal füllen, dann folgen noch 25 Konzerte und Festivals, die meisten sind bereits ausverkauft.