Musik Diese Lieder hört NRW auf Spotify

NRW liebt Rapmusik — wenn man einer Auswertung von Spotify glaubt. Dort wird für 23 Städte „bezeichnende“ Musik bestimmt.

Düsseldorf. Es geht um das große Geld, es geht um Frauen und harte Jungs, es geht um das Viertel, die „Brüder“, die „Gang“ und immer wieder darum, wer den größten...Wagen hat. Die Lieder, die laut Internetmusikanbieter Spotify in NRW besonders häufig gehört werden, ähneln sich inhaltlich. Doch was bedeutet die Auswertung des Musikdienstes? Hört NRW wirklich nur Gangster-Rap?

Natürlich nicht. Für die Auswertung ging es nicht um die am häufigsten gehörten Lieder, sondern um die nach Aussage von Spotify „Distincitve Music“. Distinctive, also markant, charakteristisch oder unterscheidend, soll hier heißen: Musik, die von den Menschen in einer Stadt viel gehört wird, die in anderen Städten eher weniger gehört wird. Musik also, die Leute einer Stadt von denen einer anderen unterscheidet. Die Idee dahinter ist, als Tourist oder Besucher durch Hören der jeweiligen Rangliste ein Gefühl für die Stadt, in der man sich bewegt, zu bekommen. Spotify erklärt so auch indirekt, warum sich in diesen Listen nur wenige englischsprachige Lieder finden: „In unserer vernetzten Welt neigen Menschen von überall dazu, die gleichen Hits zu mögen, das wissen wir schon aus unserer Liste zu den Topsongs je Land.“ Die „Distinctive Music“-Liste soll sich davon klar unterscheiden.

Foto: Rhingtön/Künster

Was ist also für NRW markant? Die Frage führt wieder zu Gangster-Rap. Auf Platz eins der Listen stehen in 15 von 23 ausgewerteten Städten Lieder, die sich unter diesem Oberbegriff zusammenfassen lassen. Die Interpreten sind der Dresdener Zuna (in Düsseldorf, Essen, Herne, Krefeld und Oberhausen), KC Rebell (Gelsenkirchen und Mönchengladbach), Summer Cem (Gelsenkirchen, Mönchengladbach) oder Gzuz (Hamm und Gevelsberg) und weitere in Bochum, Dortmund, Hagen, Leverkusen, Recklinghausen und Wuppertal.

Die größte Ausnahme bilden auf Platz eins in Aachen, Bonn, Dinslaken und Köln Karnevalslieder oder welche, von Kölner Karnevalsbands wie Querbeat und Cat Ballou. Überhaupt tauchen nur in Köln, Aachen, Dinslaken und Bonn unter den Top fünf mehrere Karnevalslieder auf. Die Hochburgen also?

Neu dazugekommen sind auf den Plätzen eins bis drei in Duisburg seit der Albumveröffentlichung außerdem Die Toten Hosen mit drei neuen Liedern. Sie sind in den Top fünf der 23 Städte einer der wenigen Interpreten, die auch Musikliebhaber kennen, die mit Rap wenig zu tun haben.

Über drei Stichproben seit dem 19. April hat die meisten Nennungen das Lied „Jäger“ von Luciano — wieder Gangster-Rap. Auf Platz zwei ist „Bis hier und noch weiter" von Adel Tawil — ein bekannterer Name.

Ist die Lieblingsmusik in NRW also wirklich so von Gangster-Rap dominiert? Oder sind nur so viele Rap-Fans Spotify-Nutzer? Oder hören etwa die Menschen hier das Gleiche wie deutschland- oder weltweit — und die genannten Songs sind nur die, die sonst nirgends gehört werden? Schwer zu sagen. Die Liste der Lieblingssongs in Deutschland für 2016 sieht jedenfalls anders aus. Hier stehen die Amerikaner Drake und Rihanna an der Spitze.

Trotz fragwürdiger „Distinctive Music“-Auswertung haben viele Nutzer im Allgemeinen aber offenbar großes Vertrauen in den Anbieter: Die von Spotify für jeden Hörer persönlich zusammengestellte Playlist „Dein Mix der Woche“ wurde insgesamt neun Milliarden mal geklickt.