Tod mit 71 Jahren Dirigent Enoch zu Guttenberg gestorben
München/Guttenberg (dpa) - Er war ein weltweit gefragter Dirigent und engagierter Umweltschützer: Enoch zu Guttenberg ist tot. Er starb im Alter von 71 Jahren am Freitagmorgen in München nach kurzer, schwerer Krankheit, wie seine Söhne mitteilten.
Der Tod kam plötzlich, Guttenbergs Konzertplan war prall gefüllt. Bei den Festspielen auf Herrenchiemsee, die er als Intendant leitete, wollte er im Juli einige Konzerte selbst dirigieren. Prominenter noch als der Vater ist in Deutschland wohl der Sohn - der einstige CSU-Star und Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (46).
Geboren wurde Enoch zu Guttenberg im kleinen Dorf Guttenberg im oberfränkischen Landkreis Kulmbach, dem Stammsitz seiner Familie. Das Dorf am Rande des Frankenwalds war sein Rückzugsort, mit der Kutsche war er oft in der Gegend unterwegs. Denn ansonsten war Enoch zu Guttenbergs Ort die große Bühne der klassischen Musik. Er gründete die Herrenchiemsee-Festspiele - und musste in den vergangenen Jahren um das renommierte Festival kämpfen, nachdem ein Hauptsponsor abgesprungen war: „Das war ein großer Schock“, erinnerte er sich vor wenigen Jahren.
Guttenberg war ein weltweit gefragter Interpret der geistlichen Werke vom Barock bis zur Romantik. Jahrzehntelang waren seine Aufführungen des Weihnachtsoratoriums und der Passionen von Johann Sebastian Bach unverzichtbare Termine für seine Fans. Mit seinen Ensembles, der Chorgemeinschaft Neubeuern, die er seit 1967 leitete, und der KlangVerwaltung war er zum Beispiel im Concertgebouw Amsterdam oder beim Hongkong Music Festival zu Gast.
Doch es ging ihm nicht nur um die Musik. Enoch zu Guttenberg galt als engagierter Naturschützer: Er gründete den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) mit, aber im Streit um die Rolle des Verbands bei Windkraftanlagen trat er vor einigen Jahren aus dem Verband aus und warf diesem vor, eng mit der Windkraft-Lobby verquickt zu sein und Naturschutzinteressen nicht mehr glaubwürdig vertreten zu können. In Deutschland unterstützte er zahlreiche Bürgerinitiativen gegen Windkraft. „Musiker, Kämpfer, Enthusiast“ hatte er seine Homepage überschrieben.
Dazu passt, dass er sich auch kürzlich positionierte, als in der Musikbranche ein Streit um den Echo ausbrach. Aus Protest gegen die Preisverleihung an die Rapper Kollegah und Farid Bang gab auch Enoch zu Guttenberg den Preis zurück. Er hatte 2008 einen Echo Klassik für die Einspielung der vierten Symphonie von Anton Bruckner erhalten. „Nachdem solch ein Preis nun im Jahr 2018 auch Verfassern von widerwärtigen antisemitischen Schmähtexten verliehen und noch dazu vom Ethikrat Ihres Verbandes bedenkenlos freigegeben wurde, würden wir es als Schande empfinden, weiterhin diesen Preis in unseren Händen zu halten“, schrieb er.
Seinen prominenten Sohn begleitete Enoch zu Guttenberg im vergangenen Sommer, als dieser Wahlkampf für die Unionsparteien machte. Karl-Theodor zu Guttenberg galt lange als Star der CSU, ehe er wegen einer in weiten Teilen abgeschriebenen Doktorarbeit seine politischen Ämter aufgab und in die USA zog. Karl-Theodor und sein Bruder Philipp stammen aus zu Guttenbergs erster Ehe. Bis vor wenigen Jahren war Enoch zu Guttenberg mit der Dirigentin Ljubka Biagoni verheiratet, mit der er ebenfalls zwei Söhne hatte.