Endgültig Superstar Ed Sheeran kämpft sich ganz nach oben

Berlin (dpa) - Ed Sheeran legte ein Jahr Pause ein, verabschiedete sich aus den sozialen Medien, reiste um die Welt und meldet sich jetzt mit einem Paukenschlag zurück.

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Nach ersten offiziellen Auftritten, etwa bei bei den Grammys und den Brit-Awards, ist jetzt sein drittes Album „÷“ (sprich Divide) erschienen. Die beiden gleichzeitig veröffentlichten Singles „Shape of You“ und „Castle on the Hill“ brachen in den letzten Wochen zahlreiche Rekorde und katapultierten den Briten endgültig in die oberste Pop-Riege.

„Das Album ist zu 90 Prozent autobiografisch“, sagt Sheeran im Interview der Deutschen Presse-Agentur über sein jüngstes Werk. Alles in allem kommen die zwölf Songs recht ruhig daher: Viele Liebeslieder - mehr positive als schmerzvolle. Denn Sheeran ist seit längerer Zeit wieder liiert, mit seiner alten High-School-Freundin Cherry Seaborn. Schreibt man bessere Lieder als Single oder glücklich verliebt? „Ich habe das gesamte Album während meiner Beziehung geschrieben, also würde ich wohl sagen letzteres.“

Der Titel „÷“ ist nur ein logische Fortsetzung der Vorgängeralben „+“ (2011) und „x“ (2014). Und erneut stellt Sheeran seine musikalische Vielfalt zwischen Songwriter, Pop, Folk und Hip-Hop unter Beweis. So schon gleich zu Beginn: Der erste Song „Eraser“ ist ein Genremix und handelt von den schlechten Einflüssen des Ruhms. Traurig wird es zum Schluss. „Supermarket Flowers“, eine sanfte Piano-Nummer, erzählt von Sheerans Großmutter, die während der Arbeit an dem Album starb.

Dazwischen gibt es jede Menge Balladen und natürlich die Superhits „Shape of You“ und das folkige „Castle on the Hill“, eine Hommage an Sheerans Jugend im englischen Suffolk. Mit den zwei Liedern stieg der Sänger im Januar direkt auf Platz eins und zwei der britischen und deutschen Charts ein. Ein Rekord in der hiesigen Charthistorie seit 1959. Zudem verdrängte „Shape of You“ mit mehr als 7,9 Millionen Spotify-Streams an einem Tag weltweit die bisherige Rekordhalterin Adele („Hello“).

Der Erfolg ist nicht selbstverständlich. Besonders am Anfang hatte Sheeran hart zu kämpfen. So erzählt er von deprimierenden Konzertauftritten in leeren Hallen und Übernachtungen an Bahnhöfen, weil er den letzten Zug verpasste. Doch der junge Musiker ließ sich nicht beirren. Unermüdlich spielte er Konzert um Konzert. Auf diese Weise - und auch weil ihn Taylor Swift mit auf Tour nimmt - erobert er etwa den so wichtigen US-Markt. „Die britischen Künstler, die es nicht in den USA schaffen, haben alle zu früh aufgegeben“, meint er. „Ich habe bestimmt zwei Jahre in den USA verbracht. In dieser Zeit hätte ich in England verdammt viel Geld verdienen können.“

Sein Wille und das Durchhaltevermögen führen Sheeran ganz nach oben. Nach Angaben seiner Plattenfirma verkaufte er bislang mehr als 22 Millionen Alben weltweit, er gewann mehrere Brit-Awards, Grammys und Echos. Bei der Abschlussfeier der Olympischen Spiele in London 2012 sang er neben Mitgliedern von Pink Floyd und Genesis eine besondere Version von „Wish You Were Here“.

Auf der Grammy-Verleihung trat er 2015 gemeinsam mit Beyoncé auf. Doch der für ihn glamouröseste Moment der Karriere kam wenige Monate später, als er drei Mal in Folge das Londoner Wembley-Stadion ausverkaufte: „Auf die Bühne zu treten vor 80 000 Menschen, das war schon verdammt abgefahren. Das ist ein gutes Gefühl.“

Nach Deutschland kommt der rothaarige, durchtätowierte Brite, der gerne im Kapuzenpulli auftritt, im März. Alle fünf Konzerte waren sofort ausverkauft. Was er an den deutschen Fans schätze? Sie seien respektvoll und hielten einem nicht direkt eine Kamera ins Gesicht, um ein Selfie zu machen. Da gebe es kein „Eindringen in die Privatsphäre“.

Denn auch einem Ed Sheeran wird der Trubel mal zuviel. Im Dezember 2015 kündigte er auf Facebook, Instagram und Co. eine Auszeit an. „Es war ein unglaublicher Trip in den vergangenen fünf Jahren, aber ich habe die Welt durch einen Filter gesehen und nicht mit meinen eigenen Augen“, schrieb er. „Also packe ich die Gelegenheit, nicht irgendwo sein oder irgendetwas tun zu müssen, und bereise die Welt, um mir anzuschauen, was ich verpasst habe.“ Gesagt, getan: Gemeinsam mit seiner Freundin und ohne Smartphone reiste Sheeran nach Japan, Island, Ghana, Liberia, Australien, Neuseeland und Fidschi.

In seiner Auszeit-Ankündigung hieß es noch: „An meine Freunde und Familie: wenn ihr mich liebt, werdet ihr verstehen, dass ich für eine Weile abtauche. An meine Fans: Das dritte Album ist auf dem Weg und es ist das Beste, was ich bislang gemacht habe.“ Ob dem tatsächlich so ist, mag jeder Fan selbst beurteilen. Aber es ist sicher davon auszugehen, dass „÷“ ein enormer Erfolg sein wird.