Düsseldorf Ed-Sheeran-Konzert in Düsseldorf: Entscheidung naht
Seit Monaten wird in Düsseldorf heftig um das Giga-Konzert des britischen Popstars gestritten.
Düsseldorf. Singt er, oder singt er nicht? Wie Ed Sheeran über die ganze Angelegenheit denkt, ist nicht überliefert. Tatsache ist, dass er am Sonntag, 22. Juli, in Düsseldorf vor 85 000 Zuschauern auftreten soll. Die Tickets sind längst verkauft, doch eine Genehmigung für das Gelände liegt immer noch nicht vor. Denn dort soll erstmals ein großes Open-Air-Konzert stattfinden. Normalerweise ist die Fläche ein Parkplatz für Messebesucher.
Der Auftritt des populären Briten ist zum Politikum und machtpolitischen Kräftemessen in der Stadt geworden. Umweltschützer kritisieren, dass mehr als 100 Bäume für ein einziges Konzert weichen sollen. Die Befürworter sagen, es handele sich um die Premiere für weitere Konzerte einer Größenordnung, für die die nahegelegene Arena zu klein ist.
Die Grünen haben bereits angekündigt, ihre Zustimmung zu verweigern. Damit fehlt Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) bislang eine Mehrheit. Die CDU-Fraktion will heute Abend festlegen, wie sie in der Sondersitzung zum Ed-Sheeran-Konzert abstimmen will. Am Mittwoch werden dann mehrere städtische Ausschüsse zusammenkommen und endgültig entscheiden, ob für Ed Sheeran der geltende Bebauungsplan samt vorgeschriebenem Nutzungszweck außer Kraft gesetzt wird.
Das Konzert steht unter keinem guten Stern — der Parkplatz in Düsseldorf ist bereits eine Ausweichfläche. Ursprünglich sollte der Popstar auf dem Flugplatz in Essen vor seine gewaltige Fanschar treten. Dann fiel auf, dass dort noch reichlich Bomben-Blindgänger im Boden schlummern könnten und außerdem in den Bäumen die Feldlerchen brüten.
Letzteres soll in Düsseldorf nicht passieren: Vor wenigen Tagen wurden die Bäume — als hätte Verhüllungskünstler Christo zugeschlagen — in Kunststoffplanen verpackt, damit dort keine Vogelbrut den Spielverderber geben kann.
Über einen etwaigen Plan B will Bernd Zerbin vom Konzertveranstalter FKP Scorpio nicht reden: „Drücken Sie uns die Daumen für Mittwoch. Wenn das schiefgeht, müssen wir sehen, wie es weitergeht“, sagt er.
Ed Sheeran ist es gelungen, als erster Musiker überhaupt in Deutschland mit seinen Songs mehr als eine Milliarde Mal online abgerufen zu werden. Ob es ihm auch möglich sein wird, in Düsseldorf vor seine Fans zu treten, steht auf einem anderen Blatt. „Eine Absage zum jetzigen Zeitpunkt würde Düsseldorf massiv schaden“, sagt Bernd Vidahl, der unter anderem die Konzerte auf der Loreley sowie „Rock over Germany“ mit mehr als 100 000 Zuschauern organisiert hat. Das sieht auch Stefan Lehmkuhl so. Er ist Mitinhaber des Unternehmens Goodlive, das unter anderem die großen Festivals Lollapalooza Berlin, Melt und Splash veranstaltet: „Da wird Politik auf dem Rücken von mehr als 80 000 Fans gemacht. Das sollte man sich gut überlegen.“
Wenige Hundert Meter vom Messeparkplatz entfernt sitzen derzeit Menschen auf der Anklagebank, die wiederum einige Kilometer weiter nördlich eine andere musikalische Großveranstaltung geplant und genehmigt hatten. Auch wenn die Verantwortlichen betonen, dass das Open-Air-Konzert mit der Loveparade-Katastrophe nichts zu tun habe und der Vergleich auch deshalb unangebracht sei, weil der Parkplatz in Düsseldorf zu allen Seiten offen sei: Die Behörden sind sensibel geworden, das Genehmigungsverfahren samt Sicherheitskonzept füllt bereits viele Aktenordner.
Bisher wurden schon 60 Bäume auf dem Messeparkplatz ausgegraben und umgepflanzt. Weitere 100 sollen für das Konzert gefällt werden. Baumschützer betonen, die Open-Air-Fläche würde sich ohnehin nicht rentieren, denn wegen des Lärms sei nur ein Konzert pro Jahr zulässig. Das mutet kurios an, denn die Fläche liegt in der Einflugschneise des Flughafens und es gibt Sorgen, dass die Maschinen den Sänger übertönen könnten.
Nebenan stehe die teure und moderne Arena derweil leer und schreibe rote Zahlen, argumentieren die Gegner der Parkplatz-Lösung. Sheeran könnte dort doch an zwei Abenden vor jeweils 46 000 Menschen musizieren — und zugunsten der Fans die Vorzüge des schließbaren Daches nutzen.