Editors: Wiedergeburt als Rockband
Neue Mitglieder, alter Sound: Nach vier Jahren Funkstille kehrt die Band als Quintett zurück. Eine Identitätssuche.
Düsseldorf. Die Editors sind eine neue Band. Das Gespann aus Birmingham fängt noch einmal von vorne an und tritt mit Veröffentlichung seines vierten Albums „The Weight Of Your Love“ als umstrukturiertes Quintett ins Rampenlicht.
Während die drei Gründungsmitglieder Tom Smith, Russell Leetch und Ed Lay geblieben sind, hat Chris Urbanowicz, ehemaliger Leadgitarrist und Keyboarder, seinen Hut genommen — ein kleiner, aber feiner Schnitt, der weiten Raum für Veränderung schafft. Ersatz war schnell gefunden.
„Unsere beiden neuen Mitglieder bringen andere Ideen, eine eigene Energie und ihre persönliche Denkweise zu unseren älteren Songs mit ein“, freut sich Bassist Leetch über die Neuzugänge Justin Lockey, zuvor Gitarrist der englischen Indie-Rocker Yourcodenameis:milo, und Elliott Williams, ehemals Keyboarder der Band Airship.
Der Bruch mit Urbanowicz bahnte sich schon seit längerem an und war wegen ernsthafter kreativer Unstimmigkeiten nach den Arbeiten am letzten Album nicht mehr zu vermeiden. Obwohl „In This Light And On This Evening“ mit seinen düster-elektronischen Atmosphären im Dark-Wave-Stil der 80er bei Fans gut ankam und bis auf Platz acht der deutschen Charts stieg, planten Smith, Lay und Leetch in eine andere Richtung.
Urbanowicz, begeisterter Fan von Elektrobands wie Kraftwerk, wollte diesen Weg nicht mitgehen. „Auf unserer letzten Platte gab es kaum einmal eine Gitarre zu hören. Allein das war sehr experimentell für uns“, kommentiert Smith das 2009 veröffentlichte Werk. „Ich bin zwar wirklich stolz darauf, aber wir drei wollten das eben nicht noch einmal machen.“
Ohne das charakteristische Spiel des ehemaligen Chefs an Gitarre und Tasten suchten die Editors nach Identität. „In vielerlei Hinsicht haben wir die Band von Grund auf neu geformt“, so Smith. Den entscheidenden Einfluss auf die Art und Weise dieser Umstrukturierung hatte vor rund einem Jahr die Anfrage der Veranstalter von Rock Werchter, einem der wichtigsten europäischen Festivals, das alljährlich in Belgien stattfindet. Die Editors sollten als Headliner spielen, vor 85 000 Fans. Und trotz mancher Zweifel, vor allem bei Smith, geriet der Auftritt zum vollen Erfolg. Die Wiedergeburt war geschafft.
In dieser belgischen Sommernacht erwachten die Editors aus ihrer Orientierungslosigkeit und fanden ihre Wurzeln im hymnischen Gitarrenrock wieder, der sie 2005 mit dem Debütalbum „The Back Room“ und der Single „Munich“ bekanntgemacht hatte. Nun fehlten nur noch die passenden Songs.
Statt die Arbeit mit Mark „Flood“ Ellis fortzusetzen, der als einflussreicher Produzent von U2 und Depeche Mode dem elektronischen Vorgänger seinen Stempel aufgedrückt hatte, entschied sich die Band, das neue Werk in Nashville mit Jacquire King aufzunehmen. Der US-Produzent formte schon die Kings of Leon zu der Stadionrockband, die sie heute sind, und sollte die Editors ebenso beeinflussen.
In sechs Wochen und unter dem Eindruck amerikanischer Radiostationen mit Bands wie AC/DC, Van Halen, Stones, Beatles und R.E.M. entstand die Musik nach ihren Vorstellungen. „Es ist eine richtige Rockplatte geworden mit großem Schlagzeug, großem Bass und großen Gitarren“, sagt Smith.
„Das Album fühlt sich manchmal geradezu unantastbar an. Ich bin wirklich ziemlich überrascht darüber, was wir erreicht haben.“ Und in der Tat dürfen Fans gespannt sein, wie sich die Entwicklung mit „The Weight Of Your Love“ fortsetzt. Den neuen Editors ist die Rückkehr als richtige Rockband jedenfalls recht gut gelungen.