Energiegeladene Show: Muse rocken Köln
Köln (dpa) - Muse können auch ohne Tamtam. Ohne Beleuchtungsbombast, Pyrotechnik und Laserstrahlen. Die britische Rockband ist bekannt für ihre spektakulären Bühnenshows - ein Stück weit Reizüberflutung gehört mitunter dazu.
Anders im Kölner Gloria Theater. Auf einer für Muse-Verhältnisse winzigen Bühne mit regelrecht puristischer Beleuchtung sorgt das Trio für eine energiegeladene Show.
Normalerweise füllen Muse Arenen und Stadien, treten auf internationalen Festivals als Headliner auf. In Köln spielen sie nur vor rund 800 Besuchern. Tickets für das exklusive Konzert waren ausschließlich verlost worden.
Einige Fans, die keine Tickets hatten, können ihr Glück kaum fassen, als sie am Seiteneingang des Theaters Frontmann Matthew Bellamy treffen, der dort Autogramme gibt. „Kommt rein“, lädt er sie kurzerhand ein.
Ohne viel Tamtam und langes Vorspiel legen Muse mit „Psycho“ los. Vom ersten Augenblick an tobt das Publikum im Saal. Die Briten spielen viele Songs aus ihrem aktuellen Album „Drones“, das nach dem Erscheinen in den USA auf Platz eins und in Deutschland auf Platz drei eingestiegen ist. Das Konzeptalbum beschreibt eine Welt, die von Drohnen beherrscht wird. Mit rücksichtslosen Individuen, die zu menschlichen Drohnen werden, automatisierte Kriege führen und emotionslos aus der Ferne töten.
Auch wenn Themen wie Unterdrückung, Auflehnung gegen das System und den Überwachungsstaat schon auf den Vorgängeralben besungen wurden: „Drones“ ist musikalisch eine Rückbesinnung auf die Wurzeln der Band, eine Abkehr von elektronischen und orchestralen Klängen zurück zum Alternative Rock.
Ebenso wirkt das Konzert im Gloria Theater wie eine Rückbesinnung auf das Wesentliche. Keine überdimensionalen Videowürfel, 3D-Animationen oder Lichtspektakel lenken ab von der Musik. Sänger und Gitarrist Matthew Bellamy, Bassist Christopher Wolstenholme und Schlagzeuger Dominic Howard spielen ihr virtuoses Können voll aus.
Die neuen Songs fügen sich wunderbar ein zwischen alte Stücke wie „Time is running out“, „Starlight“ und „Supermassive Black Hole“. Die 90-minütige Show ist eine Reise durch die früheren Muse-Alben. Allerdings wirken die Lieder live noch rockiger und kraftvoller.
Selten kommen sich Fans und Musiker bei einem Konzert der Grammy-prämierten Band so nah wie an diesem Abend. Das scheint beiden Seiten zu gefallen: Matthew Bellamy grinst über die springende Menge vor ihm und hüpft auf der Bühne wie ein Flummi auf und ab. Mit Ansagen an das Publikum verhält sich die Band ebenso puristisch wie mit der Bühnenshow: Was zählt, ist die Musik. Muse beweisen mit diesem Abend eindringlich, dass sie Tamtam nicht nötig haben.