Frischzellenkur für Phil Collins und seine Solo-Alben

Berlin (dpa) - Mit dem Schlagzeug klappt es bei Phil Collins nicht mehr so gut, der Rücken macht Probleme, aber singen kann er noch und auch privat läuft es wieder. Einen zusätzlichen positiven Schub brachte die Arbeit für die Re-Issue-Reihe „Take A Look At Me Now“ mit seinen acht Solo-Alben.

Foto: dpa

Mit einem gewissen Enthusiasmus hat sich Collins selbst an die Auswahl des Repertoires für die erweiterten Editionen seiner grundüberholten Alben gemacht. Besonders die Arbeitsaufnahmen liegen ihm am Herzen: „Ich bin immer sehr stolz auf meine Demos gewesen und habe sie oft als B-Seiten auch veröffentlicht. Aber bis auf wenige Ausnahmen habe ich es vermieden, sie in die Kollektionen mit einzubeziehen.“

Den Fans soll etwas Neues geboten werden, auch wenn es zum Teil schwer war, alte Demo-Bänder zu besorgen. Studioaufnahmen wird Live-Material gegenübergestellt, wie eine Version von „In The Air Tonight“, und um unveröffentlichte und interessante Demos ergänzt. Da ist dann zum Beispiel zu hören, wie viel besser „The Roof Is Leaking“ klingt, wenn Eric Clapton die Gitarre spielt. Gemastert wurden die Scheiben von Nick Davis, der schon für seine Arbeit am Box-Set „Genesis 1970-1975“ mit einer Grammy-Nominierung belohnt wurde.

Eine Neubewertung steht den Werken des Engländers, der 1981 seine grandiose Solo-Karriere startete, gut an. Nachdem ihm vorgeworfen wurde, aus dem Prog-Rock von Genesis Mainstream-Pop gemacht zu haben und seine Musik wegen ihrer Allgegenwärtigkeit nicht immer den besten Ruf hatte, sind Respektbekundungen jüngerer Kollegen, wie Adele, Beyoncé, Alicia Keys oder Pharrell Williams Balsam für die geschundene Seele des inzwischen 65 Jahre alten Künstlers.

Collins, ein gesetzter älterer Herr mit drei gescheiterten Ehen, erlebt zwar keinen zweiten Frühling, aber doch eine musikalische Wiedergeburt. Auch privat geht es voran, seit er wieder mit seiner Ex-Frau Orianne Cevey und den beiden Söhnen Nicholas und Matthew zusammenlebt.

Die Retrospektive auf sein Solowerk startete mit den Jahrhundertalben „Face Value“ von 1981 und „Both Sides“, eine wohl nicht unterschätzte, aber sehr wohl von vielen übersehene Platte aus dem Jahr 1993. Die Cover sehen aus wie die Originale, nur wurde ein wesentlich älterer Collins dafür neu aufgenommen. Die Veröffentlichung erfolgt nicht in chronologischer Reihenfolge. „Sie wussten, dass 'Both Sides' mein Lieblingsalbum ist und dass ich dann Pressearbeit machen würde“, verbreitet Collins.

Ende Februar werden „Hello, I Must Be Going“ und „Dance Into The Light“ herausgebracht und im Laufe der nächsten Monate erscheinen auch die verbleibenden vier überarbeiteten Alben in einer erweiterten Edition. Alles, wie derzeit angesagt, in mehreren Ausführungen und auch auf Vinyl.