Hans Zimmer begeistert in der Wembley Arena

London (dpa) - Der Mann ist genauso unscheinbar wie sein Name. Klein, leicht gebückter Gang. Doch als Hans Zimmer die Bühne vor 12 000 Besuchern in der Wembley Arena betritt, brandet Beifall auf.

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Er ist einer der erfolgreichsten Komponisten von Filmmusik, den die Welt gesehen hat. „König der Löwen“, „Fluch der Karibik“, „Gladiator“ - das ist nur eine Auswahl der Kinohits, zu denen er die Musik geschrieben hat. Und er findet, sie kann auch für sich alleine stehen.

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Jetzt, im Alter von 58 Jahren, geht er auf seine erste Tournee. Den Anfang macht er in London - wo auch seine Karriere als Komponist begann. Drei Stunden später hält die Zuhörer in der Wembley Arena nichts mehr auf ihren Plätzen. Zimmer hat sie im Sturm erobert.

Noch am Nachmittag hatte er sich in einem Hotel im Londoner Szeneviertel Soho den Journalisten als schüchterner Mann präsentiert. „Mir schlottern die Knie“, hatte er gesagt, als die Sprache auf sein Lampenfieber kam. Doch auf der Bühne ist davon wenig zu spüren. Zimmer trägt Frack und setzt sich ans Klavier inmitten eines Durcheinanders von Instrumenten, Stellagen, Computern und Kabeln.

Er beginnt zu spielen, immer mehr Musiker stimmen mit ein, schließlich der Chor - das Ergebnis sind Emotionen. Mal ist es ein beklemmendes Gefühl, wenn eine der Violinistinnen ihrem Instrument wimmernde Laute entlockt, dann ist es Euphorie, wenn das ganze Orchester dem Rhythmus kraftvoller Trommelschläge folgt. Der Betrachter kann in dem Sammelsurium von Instrumenten auf der Bühne entdecken, wie die Töne erzeugt werden.

Den Frack hat Zimmer bald abgelegt. Er steigert sich immer mehr zum Rockstar. Geht in die Knie, während er in die Saiten einer E-Gitarre greift. Flirtet mit der Bass-Gitarristin. Wiegt den Oberkörper im Takt der Musik. Immer wieder geht er ans Mikrofon.

Dann erzählt Zimmer, wie seine Kompositionen entstanden sind. Er berichtet von der Trauer über den Tod des australischen Schauspielers Heath Ledger im Jahr 2008, der kurz nach den Dreharbeiten für den Batman-Film „The Dark Knight“ starb.

Er spricht über den Schock nach dem Amoklauf von Aurora im Jahr 2012, bei dem zwölf Menschen starben. Ein Mann hatte während einer Kinoaufführung des dritten Batman-Films - zu Zimmers Musik - um sich geschossen. Der Komponist litt darunter und reagierte mit einem wortlosen Stück für den Chor.

Dem Publikum gefällt das. Die Menschen begegnen einem Hollywood-Star, der sie teilhaben lässt an seiner Gefühlswelt, der plaudert, als handle es sich bei den Tausenden in der Wembley-Arena um lauter alte Bekannte. Immer wieder wird er von Beifall unterbrochen.

Auch Pat Taylor ist begeistert. „Ich habe so etwas noch nicht erlebt“, sagt die 58-jährige Schulsekretärin aus dem Südosten Londons. Sie liebte die Musik Zimmers lange bevor sie seinen Namen kannte. „Ich entdeckte eines Tages, dass ein großer Teil der Filmmusik, die mir gefällt, von ihm ist.“ Sie ist fasziniert, wie viele verschiedene Instrumente zum Einsatz kommen.

Ähnlich geht es dem 22-Jährigen Robin Stevens. Er hat Musik studiert und möchte selbst einmal Komponist werden. Er schaut sich viele Filme im Kino nur an, weil Zimmer die Filmmusik komponiert hat. „In meinen Augen ist er ein Genie“, sagt Stevens.

Hans Zimmer sieht nach dem Konzert müde aus. Ihm stehen in den kommenden zwei Monaten noch 35 weitere Konzerte bevor. Sechs davon in Deutschland.