Jackson Browne, ein Tribute-Album und Robert Francis

Berlin (dpa) - Lange war er nur der „Schmusesänger“ und leicht angestaubte Vertreter des 70er-Jahre-Softrocks. Doch inzwischen wird Jackson Browne als US-Pop-Ikone verehrt - und er beeinflusst junge Singer/Songwriter wie den talentierten Robert Francis.

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Wie hoch die Wertschätzung für den vor 65 Jahren in Heidelberg geborenen Amerikaner ist, zeigt eine aktuelle Doppel-CD mit 23 Browne-Songs, die von „big names & rising stars“ (Label-Werbung) interpretiert werden. „Looking Into You: A Tribute To Jackson Browne“ (Music Road Records/Rough Trade) ist eine angemessene Verbeugung vor der Westcoast-Legende, dessen Mittsiebziger-Alben „Late For The Sky“, „The Pretender“ und „Running On Empty“ in keiner guten Plattensammlung - und in kaum einer Pop-Bestenliste jenes Jahrzehnts - fehlen.

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Die Songauswahl lässt ahnen, daas die Seventies auch für Browne-Verehrer seine beste Zeit waren. Aus dieser Dekade stammen etwa das von Shawn Colvin sensibel interpretierte „Call It A Loan“ oder „The Pretender“ in einer wunderbaren Fassung von Lucinda Williams. An weiteren großen Namen ist kein Mangel: Don Henley von den Eagles („These Days“), Bonnie Raitt („Everywhere I Go“), gleich zweimal Lyle Lovett („Our Lady Of The Well“, „Rosie“), Marc Cohn/Joan As Police Woman („Too Many Angels“), Bruce Hornsby („I'm Alive“), JD Souther („Opening Farewell“).

Die meisten Coverversionen rücken nicht weit von den Originalen ab - diese makellos schönen Americana-, Folk- und Popsongs gegen den Strich bürsten oder zerfleddern mochte hier wohl niemand, über fiese Dekonstruktionen muss sich also kein Browne-Fan ärgern. Es gibt lediglich kleine Abweichungen - Bruce Springsteen und seine Ehefrau Patti Scialfa betonen die Mariachi-Elemente von „Linda Paloma“, und Joan Osborne gibt den vielleicht allerbesten Browne-Song „Late For The Sky“ als jazzige Klavierballade. Alles in allem ist „Looking Into You...“ ein würdiges, handwerklich perfektes, wenn auch etwas zu beschauliches Tribute-Projekt.

Dass sich auf dem Browne-Erbe heute aufbauen lässt, beweist Robert Francis aus Los Angeles. Als er 1988 geboren wurde, war Jackson Browne nach „Lives In The Balance“ (1986) gerade in einer kreativen Krise. Francis' Stimme und Sound sind nun auf „Heaven“ (Membran/Sony) so nah bei dem großen Meister wie nur möglich. Der soul- und gospelgesättigte Titelsong, „Love Is A Chemical“ oder die tolle Ballade „Give You My Love“ könnten von einem der erwähnten Browne-Klassiker stammen, zumindest sind sie eindeutig von diesen Seventies-Platten inspiriert.

Francis war Schüler von Rockgitarren-Derwisch John Frusciante (Red Hot Chili Peppers) - zu spüren bekommt man das auf seinem vierten Album jedoch nicht. Die neuen Songs beruhen auf kargen Akustik-Arrangements („Wasted On You“, „I've Been Meaning To Call“), weiten sich aber gelegentlich auch zu einem melodiesatt-üppigen Folkpop („See You Around“) oder intensivem Alternative-Country mit Pedal Steel („Blue“, „Hotter Than Qur Soul“).

Der Kalifornier hatte vor vier Jahren mit „Junebug“ einen respektablen Hit, verkneift sich aber jetzt - nach einem Nervenzusammenbruch und Drogen-Abstürzen wieder auf dem Damm - erfreulicherweise den Schwenk zum modischen Neofolk-Mainstream. „Heaven“ ist das selbstbewusste Statement eines Songwriters, der eindeutig beim Vorbild Jackson Browne anknüpft, aber auch bei jüngeren Kollegen wie Ryan Adams, Ron Sexsmith oder Josh Rouse Inspirationen sucht und findet.

Tourdaten Robert Francis: 21.05. München - Backstage, 22.05. Wien - Flex, 25.05. Stuttgart - Longhorn, 27.05. Frankfurt - Batschkapp, 28.05. Köln - Kulturkirche, 29.05. Bielefeld - Forum, 30.05. Hamburg - Grünspan, 31.05. Berlin - Frannz Club