James Blunt macht sich nichts aus Äußerlichkeiten
Berlin (dpa) - Schwarzer Kapuzenpulli, Vintage-Jeans, Turnschuhe, Augenringe und ein bisschen blass im Gesicht. Der Mann, der da durch die Tür kommt, ist auf den ersten Blick ein Durchschnittstyp. Aber einer mit einer Traumkarriere: James Blunt.
Zum Interview vor einem seiner Konzerte während der ausgedehnten Welttournee gibt sich der britische Sänger betont lässig. „Das Musikbusiness besteht zu 80 Prozent aus Haaren und Make-up. Ich will mich aber auf die restlichen 20 Prozent konzentrieren - die Musik“, sagt er der dpa in Berlin.
Und diese Musik hat sich mit dem dritten Album „Some Kind Of Trouble“ gewandelt, sagt der 37-Jährige. Waren seine Songs bisher eher für ruhige Abende am Kamin geeignet, so sollen sie nun zum Tanzen und Abgehen anregen. „Mein erstes Album war unschuldig und naiv. Ich war ein Troubadour, ein einzelner Mann mit seiner Gitarre“, sagt er. Während seiner Zeit als Blauhelmsoldat im Kosovo habe es nun mal keine Steckdose für einen Verstärker gegeben. Die akustische Gitarre habe ihn dazu gebracht, „melancholische und traurige Songs zu schreiben“. Mittlerweile habe er aber die Möglichkeit, überall Songs zu schreiben und jedes Instrument dafür zu verwenden. „Das ist der Grund, warum dieses Album sich so anders anfühlt und so anders klingt.“
Er selbst scheint sich nicht so sehr verändert zu haben, auch wenn er stark auf die 40 zugeht: Die Musik ist sein Ein und Alles; sesshaft werden, eine Familie gründen - alles ganz weit weg. „Ich arbeite gerade und ich liebe diese Arbeit. Ich bin jetzt für 13 Monate auf Tour und deshalb konzentriere ich mich voll und ganz darauf.“ Es gibt haufenweise Gerüchte, James Blunt sei ein „Womanizer“, einer, der die Frauen reihenweise abschleppt - ist da was dran? „Ich bin definitiv kein Manizer“, sagt er nur und lächelt.
Bevor James Blunt mit Songs wie „Beautiful“ oder „1973“ Welterfolge feiern konnte, war er UN-Soldat und im Kosovo. Das sei ein abwechslungsreicher Job gewesen, „aber jetzt bin ich froh, die Armee verlassen zu haben, um Musiker zu werden“. Zu den aktuellen Entwicklungen in der arabischen Welt will er sich nicht wirklich äußern. Dazu fühle er sich nicht qualifiziert genug. „Was ich aber mit Sicherheit sagen kann, und da war ich selbst Zeuge: diejenigen, die am meisten leiden, sind die Zivilisten.“
Blunt spricht wenig über sein Privatleben. „Es heißt ja nicht umsonst privat“, sagt er. Deshalb nutze er seinen Twitter-Account nicht, um den Menschen mitzuteilen, was er zum Frühstück hatte. Sein Ego sei nicht groß genug, zu denken, dass das jemanden interessiere. „Wer mir deshalb folgt, der muss verrückt sein.“ Und weil seine Musik im Vordergrund stehen soll, kokettiert er vielleicht gerne mit Fragen, die von dem wegführen, was man schon über ihn weiß. Auf die Frage, welchen Job er sich denn außerhalb der Musik vorstellen könne, antwortet er prompt: „Ich hatte mir überlegt, Pornostar zu werden. Aber dann habe ich meine Kleidung ausgezogen und sie haben gesagt, ich sei nicht qualifiziert.“
Wegen solcher Ironien entstehen dann wohl auch solche Gerüchte und Medienberichte wie die, dass er auf der Hochzeit von Kate Middleton und Prinz William Orgel spielen werde. Und weil es ihm solchen Spaß macht, so etwas zu verbreiten, bestätigt er es gleich nochmal: „Ich bin der Organist und Take That, Robbie Williams und Elton John sind der Chor.“