Keine DGB-Vorstellung mehr in Bayreuth

Bayreuth (dpa) - Bei den Bayreuther Richard-Wagner-Festspielen wird es künftig keine eigenen Vorstellungen für Gewerkschaftsmitglieder mehr geben. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) bestätigte am Mittwoch einen Bericht der „Süddeutschen Zeitung“.

Demnach endet die von Wolfgang Wagner einst eingeführte Tradition, das Festspielhaus für bestimmte Aufführungen exklusiv für DGB-Mitglieder zu öffnen.

Der bayerische DGB-Chef Matthias Jena reagierte mit Verwunderung und Bedauern, wie er sagte. „Anscheinend hat die Festspielleitung die Geschichte der Festspiele vergessen. Die Ursprungsidee Richard Wagners waren Festspiele für das ganze Volk, also die Öffnung von Bayreuth auch für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.“

Festspiel-Sprecher Peter Emmerich wollte die Entscheidung des Verwaltungsrats nicht kommentieren. „Man hat sich das nicht einfach gemacht“, versicherte er lediglich.

Die Kartenvergabe in Bayreuth steht seit längerem in der Kritik. Der Rechnungshof hatte im Sommer die Vergabepraxis in einem Bericht an den Haushaltsausschuss des Bundestages massiv gerügt. So gelangten bei Premieren nur 16 Prozent der Tickets in den freien Handel. Der Rest werde entweder als Freikarten oder feste Kontingente an Sponsoren und Prominente aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vergeben. Hinter dem Bericht der Prüfer steht die Forderung, mehr Tickets im freien Verkauf anzubieten - schließlich werde der Betrieb in Bayreuth mit Steuergeld unterstützt.

Bei der Staatsanwaltschaft Hof läuft zudem ein Ermittlungsverfahren, das mögliche Unregelmäßigkeiten bei der Kartenvergabe näher beleuchten soll.

Jena wies auf die lange Tradition der DGB-Aufführungen in Bayreuth hin: „Der DGB hat nach dem Zweiten Weltkrieg einen wesentlichen Beitrag zur Wiederbelebung, Rehabilitierung und Neuausrichtung der Wagner-Festspiele geleistet. Ohne den Einsatz und die Fürsprache des unbelasteten DGB gäbe es heute keine Wagner-Festspiele in Bayreuth. Das war der Grund für die Gewerkschaftsaufführungen.“ Indirekt kritisierte er auch die heutige Festspielleitung, die Schwestern Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier: Wolfgang Wagner, der einstige Chef am Grünen Hügel, habe die „historische Verbindung der Festspiele mit dem DGB“ stets hochgehalten, sagte Jena.