Konzert: Die neue Madonna ist gaga

Das Pop-Phänomen Lady Gaga glitzert, glänzt, strahlt – und begeistert mit ihrem Auftritt 4000 Fans im ausverkauften Palladium.

Köln. "Willkommen! Bienvenue! Welcome!": Passender als mit dem Eröffnungslied des Musicals "Cabaret" hätte Lady Gaga ihr Kölner Publikum kaum begrüßen können. Doch die Akustiknummer ist nur Teil einer kurzweiligen Revue mit pumpenden Beats, dröhnenden Bässen und heulenden Saiten.

Mittelpunkt ist die 23-jährige New Yorkerin. Wie ein Diamantencollier glitzert, glänzt und strahlt sie in ihrer Haute Couture - es ist der Auftakt zur knallbunten Show und ersten Deutschlandtournee des angesagten Popsternchens.

Das Programm der als Stefani Joanne Germanotta geborenen Sängerin nährt sich aus einer einzigen Platte, "The Fame", die bisher zwei große Hits enthält. Beide haben die Spitzenpositionen internationaler Charts besetzt und erlauben ihr, schon heute die Rolle des Superstars zu geben.

Vor 4000 Fans im ausverkauften Palladium dominiert Lady Gaga die Bühne, schwingt ein leuchtendes Zepter, hüpft und tanzt und animiert mit Sprüchen wie "Ich bin so glücklich hier zu sein; ich liebe meine deutschen Fans!".

Gefühle, die erwidert werden. Kreischen und Jubel begleiten den Song "Paparazzi", den sie, wie die meisten Stücke, selbst geschrieben hat und dessen Refrain direkt ins Ohr geht. Ein Stück, das laut Gaga ebenso ein Liebeslied an die Fotografen ist sowie die Frage stellt: Liebe oder Ruhm? Sie hat erst mal beides und überzeugt mit ihrer Ausstrahlung.

Die letzte Sängerin, die derart Interesse erregt hat, war Madonna vor mehr als 25 Jahren. Auch Lady Gaga ist eine Frau, die eine eigene Ästhetik auf den Punkt bringt. Inspiration sucht sie in Büchern, Mode und dem Mondlicht, wie sie sagt. Und nicht wenig auch in Glamrock, Sex und Porno.

Gekleidet in rotem Lack, der hauteng ihre Kurven betont, steigt sie nach kurzer Umkleide erneut ins Scheinwerferlicht. Das Fehlen einer Live-Band macht ein DJ wett, während Drummer und Gitarristen nur so tun als ob.

Doch was soll’s - solange der Gesang stimmt und solch ein kraftvolles Volumen hat wie der der Gaga. Darin unterscheidet sich Germanotto von Kolleginnen der Sparte Britney Spears und Kylie Minogue. Während diese live nur piepsen können, übertönt jene selbst die lautesten Sounds. "Das Einzige was zählt, ist meine Musik und meine Performance", sagt die ehemalige Musikstudentin und legt auf beides viel wert.

Dass sie im zarten Alter von vier Jahren bereits Klavier gelernt hat, glaubt man ihr, die aus reichem Hause kommt und dieselbe Schule wie Paris Hilton besucht hat. Auch live weiß sie dieses Können einzusetzen. Zwar verspielt sie sich, als sie eine bluesige Version ihres Megahits "Pokerface" an einem transparenten Keyboard zum Besten gibt. Dafür liefert sie einen der wohl spektakulärsten Auftritte des Abends - gekleidet in eine Garderobe, die nur sie tragen kann: erst mit blonder Lockenperücke und einem Plastikblasen-Kostüm, dann in einem mit glitzernden Steinen besetzten, weit ausgeschnittenen Bodysuit.

Das Leuchten der Fotohandys und Digitalkameras, das während des gesamten Konzerts über den Köpfen schwebt, verschwindet für ein paar Minuten, nachdem Germanotto die Fans frech auffordert zu tanzen statt zu filmen und die Hände zu erheben. Die Fans, unter denen auch viele junge Frauen sind, vertrauen ihr wie einer Freundin.

Sie ist eine Freundin, die irgendwie ausgeflippt, gaga ist, ohne aber peinlich zu sein. Eine die sich alles traut, Selbstbewusstsein vorführt, cool ist und gut aussieht. Schade nur, dass die spritzige Party schon nach einer Stunde, inklusive des Highlights "Let’s Dance" und der Single-Version von "Pokerface", vorbei ist. Den Fans bleibt der Trost der Erinnerung.