Neues „Million Dollar Trio“ spielt auf

Konzert: Der Geiger David Garrett, der Cellist Gautier Capucon und der Pianist Jean-Yves Thibaudet spielen beim Klavierfestival Ruhr.

Essen. Um 1950 herum haben sich einmal drei Weltstars zusammengefunden, um Kammermusik zu machen. Die hießen Arthur Rubinstein (Klavier), Jascha Heifetz (Violine) und Gregor Piatigorsky (Cello). Aufgrund der als hoch geltenden Gagen jeder der Drei machte in Amerika die ironische Betitelung "Million Dollar Trio" die Runde - übrigens zum Ärger der Musiker. Beim Klavierfestival Ruhr formierte sich nun rund 60 Jahre später abermals ein Trio aus weltbekannten Solisten zum Klaviertrio: Pianist Jean-Yves Thibaudet, Geiger David Garrett und Cellist Gautier Capucon. Kein Wunder, dass die Essener Philharmonie schon Wochen vor dem Konzert ausverkauft war.

Stärkstes Zugpferd war der auch in Popkreisen beheimatete Garrett. Er lockte auch Hörer in den Trio-Abend, die ins Procedere klassischer Konzerte nur unvollständig eingeweiht sind. Erkennbar wurde dies am befreiten Applaus zwischen den Sätzen, was unter Klassikliebhabern als arger Fauxpas gilt. Festival-Intendant Franz Xaver Ohnesorg sah sich veranlasst, nach der Pause gemeinsam mit den Musikern aufs Podium zu treten und ein paar äußerst freundliche Worte ans Publikum zu richten, den Applaus erst am Ende zu spenden.

Cellist Capucon, der während der Applaussalven erschrocken drein geguckt hatte, machte zu Ohnesorgs Bitte ein verzweifelt zustimmendes Gesicht. Nur der von der Popszene gestählte Garrett senkte leicht den Kopf, als sei ihm die Rüge vor den Fans etwas peinlich.

Dass drei superbe Solisten nicht automatisch ein tolles Trio abgeben müssen, zeigte sich in Haydns Klaviertrio C-Dur Hob. XV:27. Vor allem Garrett scheint sich mehr an seine Rolle als Einzelkämpfer gewöhnt zu haben und gerät häufig zu stark in den Vordergrund. Anders Capucon: Der Franzose spielt seit vielen Jahren in verschiedenen Kammerensembles und findet zusammen mit seinem Landsmann Thibaudet am Klavier zu innigster Teamarbeit. Allerdings bildet das Trio im Verlaufe des Abends einen immer engeren Zusammenhalt.

Welch grandioses Ensemble die Drei sein könnten, würden sie häufig gemeinsam auftreten, wurde in der Zugabe klar. Man wiederholte den schnellen Finalsatz des Haydn-Trios und fand am Ende des Konzerts zu einem wunderbar dynamischen Miteinander. Bereits nach der Pause (gespielt wurde nun das 2. Klaviertrio Felix Mendelssohn Bartholdys) hatte das Trio in Sachen Zusammenspiel den Bogen raus.