Musikfans strömen zu Tausenden zum Castle-Rock
Zwei Tage lang durfte im Jubiläumsjahr gefeiert werden. Trotz des Gewitters feierten am Freitag rund 1000 Besucher den Geburtstag des Festivals. Am Samstag zeigte sich das Wetter von besserer Seite. Das Castle-Rock meldete: Ausverkauft!
Mülheim. Der Rock-Fan trägt schwarz - selbst wenn die Sonne vom Himmel in den Innenhof von Schloß Broich strahlt, lassen sich die Festival-Besucher auf keine andere Farbe ein. Luftig - klar, darf es sein. Haut zeigen ist in. Männer in Röcken - keine Seltenheit. Frauen tragen Korsetts, Lackkleider, Nietenarmbänder, Jeans und T-Shirt oder Leder-Mini und Top - alles ist erlaubt. In schwarz. Nur bitte keine quietschbunten Klamotten.
Doch um die Kleidung geht es hier gar nicht - zumindest nicht in erster Linie. Schließlich haben alle Besucher des zehnten Castle-Rocks in Mülheim an der Ruhr das gleiche Ziel: Gute Rockmusik zu hören.
Mono Inc., die Band, die gerade mit Subway to Sally auf Tour war, setzt den ersten musikalischen Höhepunkt des Tages. Der Burghof füllt sich in Windeseile - im Schatten etwas mehr, als in der Sonne. Hände recken sich in Richtung Himmel, die Finger zum Metalergruß, der Pommesgabel verbogen. Besonders Drummerin Katha Mia zieht die Blicke auf sich - eine wunderschöne Frau an einem Schlagzeug. Nicht nur ein Männertraum. Wer Mono Inc. bisher noch nicht kennt, horcht spätestens bei "Burn me" auf - der Single, die sie für die DSF-Sendung Traumberuf Rennfahrer geschrieben haben.
Die Hände bleiben oben - auch als Lacrimas Profundere die Bühne betreten. Die Goth-Rocker aus Bayern haben das Publikum auf ihrer Seite. Besonders ihr Sänger Rob Vitacca verzaubert mit seiner düsteren Stimme, die das Publikum an Pete Steele von Type O Negative erinnert. Besonders Gitarrist Oliver Nikolas sucht immer wieder den Kontakt zum Publikum, auch Basist Peter Kafka flirtet mit dem Publikum. Und dass, obwohl er am gleichen Tag schon mal die Bühne im Hof von Schloß Broich erobern musste - mit Beloved Enemy, seiner selbstgegründeten Band, hatte er kurz vorher ein Set abgeliefert.
Weitaus rockiger, weniger düster wird es schließlich bei Eisbrecher. Die Band aus München, scheint die meisten Fans in Mülheim zu haben. Überall sind T-Shirts, Mützen und Offiziersschiffen zu sehen. Als Frontmann Alexx schließlich auf die Bühne stürmt - bestätigt sich die Vermutung. Das Publikum reißt die Arme in die Luft, klatscht im Takt und singt schon bei den ersten Zeilen von "Kann den Liebe Sünde sein" mit.
Die fünf Musiker wirken trotz langer Fahrt entspannt, grinsen das Publikum an, suchen Blickkontakt. Die Freude an ihrer Musik ist ihnen wirklich anzumerken. Selbst Mülheims Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld, die vor dem Auftritt der Münchener noch eine Ansprache gehalten hatte, ließ sich von der Stimmung im Publikum anstecken und tanzte ausgelassen mit. "Herzdieb" erfreute die Damen - "Miststück" eher die Herren, inklusive der großartigen Rap-Einlage von Clawfinger.
Den Abschluss bildete die Show der Apokalyptischen Reiter, die ihren eigenen Keyboard-Sklaven dabei hatte. Wer's mag.. Nicht jeder - doch die Fans, die vor der Bühne ausharren, sorgen für gute Stimmung. Den Sänger Daniel "Fuchs" Täumel tragen sie sogar auf Händen - als dieser zwei Schlauchbote in den Zuschauerraum wirft und sich hinterher stürzt.
Die Apokalyptischen Reiter eröffnen ihren Bühnenauftritt unter riesigem Applaus und mit einem neuen "Keyboardkäfig" für Dr. Pest und die neue Gitarristin "Lady Cat-Man". Seit 1995 treiben sich die Musiker schon in der Metal-Szene rum - doch ihre Stücke sind alles andere als einfach nur Metal. Musikalisch bewegen sie sich zwischen aus Black-, Death-, Trash- und Power Metal sowie Rock und Folk. Ihre Texte erzählen kleine, meist ironische Geschichten.
Bereits am Freitagabend hatte das Festival seine Pforten für die Besucher geöffnet. Und obwohl Blitze am pechschwarzen Himmel zuckten und es wie aus Eimern goss, ließen sich die Musik-Fans nicht vom Feiern abhalten. Rund tausend Besucher warteten das Gewitter in den Tecklenburger Kammern des Schloßes ab und feierten dann mit den Bands "Van Canto" und "Gothminister" weiter.