Summer Jam Festival: Auf der Suche nach den Wurzeln
Jondo hat sein musikalisches Glück im Reggae gefunden. Heute tritt der Sänger am Fühlinger See auf.
Köln/ Berlin. In der Schule im Berliner Stadtteil Reinickendorf hatte es der Sohn einer Koreanerin und eines Deutschen nicht gerade leicht: "Dort wo ich groß geworden bin, war ich einer der wenigen Halbausländer. Da musste man ein hartes Fell haben. Es war nicht immer einfach, akzeptiert zu werden", erinnert sich Musiker Jondo.
Der Junge, der zwischen zwei Kulturen steht, begibt sich auf die Suche nach den eigenen Wurzeln. Halt findet Martin Jondo Sprung, wie der Sänger mit bürgerlichem Namen heißt, in der Religion und der Spiritualität der jamaikanischen Rastafaris. "Vor allem ihr Sinn für Gemeinschaft hat mich begeistert. Aber auch die Naturverbundenheit fand ich faszinierend", sagt der heute 30-Jährige.
In der Natur entstehen die ersten Songs von Jondo. Nur mit der Gitarre zieht er sich in die Wälder des ehemaligen Todesstreifens an der alten DDR-Grenze zurück und spielt einfach drauf los. "Ich wusste damals genau, wo ich meine Ruhe habe, weil dort nie jemand vorbei kommt."
Den Weg in die professionelle Musikkarriere öffnet sich dem Berliner 2002 durch den Kölner Reggaestar Gentleman. Er lädt Jondo auf seine Tour ein und bietet ihm einen Job als T-Shirt-Verkäufer an. Dafür gibt der Deutsch-Koreaner zum Ärger seiner Eltern sein Studium auf.
"Ich hatte an einer privaten Uni Physik, Geophysik und Informatik studiert, weil viele Rastafaris sich für Naturwissenschaften interessieren. Aber diese Chance, das Tourgeschäft aus der Nähe kennenzulernen, wollte ich mir nicht entgehen lassen", sagt Jondo, der sich mittlerweile wieder mit seinen Eltern versöhnt hat.
Allabendlich holt der umjubelte Musikstar aus Köln seinen Berliner T-Shirt-Verkäufer auf die Bühne und lässt ihn einige seiner Lieder singen. "Das Publikum war ziemlich erstaunt, den Mann, den es gerade noch am Merchandise-Stand gesehen hat, plötzlich auf der Bühne zu sehen."
Es dauert nicht lange bis Jondo unter den Reggae-Fans zum Geheimtipp wird, sodass der eigenen Karriere bald nichts mehr im Weg steht. Mittlerweile hat er zwei Alben herausgebracht und tritt auf großen Festivals wie dem Summerjam in Köln auf. Doch die Suche nach dem eigenen Ich ist für Jondo längst noch nicht beendet.
So liest er in seiner Freizeit regelmäßig in der Bibel, im Koran oder den Schriften der Hindus und der Buddhisten. "Ich bin in Berlin aufgewachsen, einer Stadt, in der es sehr viele Kulturen gibt. Das hat mich immer begeistert und ich wollte mehr darüber wissen. So habe ich begonnen, in den heiligen Büchern zu lesen", erklärt Jondo.
Zum Heimatland seiner Mutter hat er, obwohl er in Deutschland aufgewachsen ist, eine enge Beziehung. Regelmäßig fährt Jondo zu seiner Familie nach Südkorea. Besorgt ist er derzeit über die Entwicklungen im Nachbarstaat Nordkorea, wo der Atomkonflikt immer mehr eskaliert.
"Meine Familie lebt in unmittelbarer Nähe zur Grenze, da ist man im Moment schon sehr unruhig." Noch immer hofft er, dass es beide Staaten irgendwann einmal schaffen, wieder normal miteinander auszukommen. "Wann das der Fall sein wird, steht aber in den Sternen", sagt der junge Reggaestar.
Musikalisch hat sich Jondo deutlich gewandelt: Aus dem Mann mit den Dreadlocks und einer großen Band ist ein kahlköpfiger Sänger geworden, der nur mit seiner Gitarre in der Hand die Bühne betritt und seine Songs im Stile eines Singer-Songwriters präsentiert. "Ich bin eben ein Reggae-Singer-Songwriter. Das ist meine Art diese Musik zu interpretieren. Aber ob das so bleiben wird, ist offen. Ich bin da sehr flexibel", sagt Jondo selbstbewusst.