Kronen für Marteria und Lena Meyer-Landrut

Bochum (dpa) - Man kann es bereits beim Einmarsch der Stars erahnen: Bei der Verleihung der „1Live-Krone“ in der Bochumer Jahrhunderthalle würde es nicht unbedingt auf bedeutungsschwere Worte ankommen.

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Auf dem roten Teppich, der eigentlich pink war, bibbert die bauchfreie Moderatorin Jeannine Michaelsen - der erste Hingucker. Annenmaykantereit-Sänger Henning May beantwortet schlafwandlerisch die Fragen der Reporter, passenderweise mit Schlafzimmerblick, rostrotem Gammel-Pulli und FC-Köln-Fanschal.

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Und dann ist da noch Kollegah, der sich beim „größten deutschen Radio-Preis“ (WDR) den Auftritt des Abends ausgedacht hat: Mit Dobermännern an der Leine und Zigarre zwischen den Lippen stolziert er am kreischenden Selfie-Youtube-Fan-Pulk vorbei, um vor den Kameras zu raunen: „Alles im Griff. Die beiden wollten sich das nur mal ansehen.“

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Bereits zum 16. Mal werden deutsche Pop-Musiker bei dem Publikumspreis als beliebteste Band, Künstler oder Live-Acts ausgezeichnet. Dieses Mal fällt die Verleihung mit dem 20. Geburtstag des Senders zusammen. Aber nicht nur Gangster-Rapper setzen beim großen Klassentreffen der deutschen Musikszene auf Showtime. Für Marteria, der den Preis als bester Künstler erhält, ist das Rennen um die „1Live-Krone“ schon vorher gelaufen.

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Auf seiner Facebook-Seite lässt er sprichwörtlich die Köpfe seiner Konkurrenten wie Cro, Mark Forster oder Robin Schulz in gephotoshopten Game-of-Thrones-Szenen rollen. Die Aktion zeigt Wirkung und so kann er wenige Stunden vor seinem Geburtstag die Auszeichnung zum zweiten Mal in Folge einsacken. Das Geheimnis seiner Texte? Schafe beobachten, sagt der Hobby-Angler, der mit einem grauen Sweatshirt mit Karpfen-Aufdruck auf die Bühne kommt.

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Auch sonst setzen die Gewinner nicht auf große Worte. Für Live-Act-Sieger K.I.Z. („Wer ist die größte Sau auf der Bühne?“, Moderator Simon Beeck), ist auf der Tribüne Gruppenkuscheln angesagt. Das Duo Sido und Andreas Bourani feiert sich für „Astronaut“ per Videobotschaft (Sido: „Bester Song? War klar“). Die Künstlerin des Jahres, Lena Meyer-Landrut, erklärt nach einem Jubel-Anfall in Dauerschleife, wie dankbar sie sei, dass sie, mit 24, „diesen Beruf noch immer machen darf“.

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Und Dokter Renz von Fettes Brot schließt seine Dankesrede für den Sonderpreis mit den Worten: „Vielen Dank, dass wir so geil sind wie die Ärzte, Rio Reiser und die Kölner Tatort-Kommissare.“ Dann wird König Boris von den Hamburger Bühnen-Dinos doch noch kurz ernst. In den 23 Jahren Bandgeschichte hätten sich viele „zum ersten Mal verliebt, zum ersten Mal...“. All das machten sie für die Fans. „Und nicht für irgendwelche YouTube-Klicks.“