Laith Al-Deen schmust erfolgreich weiter
Berlin (dpa) - Bei Laith Al-Deen denken viele sofort an „Bilder von Dir“, seinen großen Hit aus dem Jahr 2000. Ein One-Hit-Wonder also? Einer, der vom Radio totgespielt wurde und dann kam nichts mehr?
Nein, ganz falsch.
Der Popsänger mit der weichen Stimme und den sanften Melodien war vor allem mit seinen Alben erfolgreich: Dreimal schaffte er es in die Top fünf. So ist es auch jetzt wieder: Seine neue Platte „Der Letzte Deiner Art“ hat gerade auf Anhieb den Sprung auf Platz fünf der Charts geschafft, auch ohne großen Single-Hit.
Warum wird er also immer noch an „Bilder von Dir“ gemessen? Ist das Lied Segen oder Fluch? „Beides - es ist schön, einen Evergreen produziert zu haben, aber manchmal wird man auch darauf reduziert“, sagt der 39-Jährige im dpa-Interview. „Aber wenn ich mich darüber ärgern würde, hätte ich echt ein Luxusproblem. Ich spiele das Lied immer wieder gern - auch live.“
So soll es auch auf der kommenden Tour im Frühjahr 2012 sein, und vermutlich wird es dabei wieder deutlich rockiger und kantiger als auf den sehr sanften Plattenaufnahmen - warum der Unterschied?. „Wenn ich auf der Platte versuche, rauer zu sein, wirkt das sehr gezwungen. Wir haben bei der Aufnahme mal versucht, mehr Coolness und Kante zu zeigen, aber das passt nicht zu mir. Meine Musik hat eben ein bisschen Pathos.“
Also stimmt der einstige Titel „Schmusepapst“ immer noch? „Ja“, sagt er lachend. „Und jetzt werde ich damit auch weniger von meinen Freunden aufgezogen. Ich bereue das jeden Tag weniger.“ Vor einiger Zeit habe er mal ein französisches Flugblatt gesehen, auf dem stand: „Laith Al-Deen, qui s'appelle Le Schmusepapst“ (den man Schmusepapst nennt) - „da dachte ich, na, das ist ja echt ein Markenzeichen geworden“.
Cool und unnahbar, diese Worte passen nicht zu ihm. „Die Liebe ist mein Thema, speziell die Selbst- und Nächstenliebe“, sagt er, als das Gespräch auf die Unruhen in der arabischen Welt, die Situation in der irakischen Heimat seines Vaters und die Debatte über die Integration von Ausländern kommt. „Wir müssen ja miteinander auskommen, irgendwie.“
Er selbst habe sich hierzulande nie als Ausländer gefühlt - als Kind wuchs er in Deutschland auf, seine Heimat ist Mannheim. Mit einer deutschen Mutter gab es auch keine Sprachprobleme. Dennoch: „Das Nebeneinanderherleben verschiedener Kulturen ist sicher schwierig. Als Ausländer sollte man sich der hiesigen Kultur annähern, aber auch umgekehrt. Deutsche sollten versuchen, sich mit der Lebensweise der Ausländer auseinanderzusetzen.“
So singt er auf Deutsch und hat sich immer für deutschsprachigen Pop eingesetzt - sogar soweit, dass er 2002 den VIVA-Preis Comet ablehnte. Grund: Er war in der Kategorie R&B nominiert, nicht Pop. „Das ist doch Quatsch. Da wirst du in so eine Schublade gesteckt. Ich bin Popmusiker, kein R&B-Sänger.“ Das Verhältnis der Deutschen zu deutschsprachiger Musik habe sich aber geändert: „Es ist jetzt so, wie es sein sollte, es ist total selbstverständlich geworden, Deutsch zu singen. Das ist eine extrem positive Entwicklung. Es gibt eine viel größere Akzeptanz und Toleranz heute.“
Mit seiner Platte knüpft er nahtlos an die alten Alben an: 13 gefühlvolle, sanfte Songs, die angenehm dahinfließen; kein Riesenwurf, keine Pop-Neuigkeit, aber sehr radiotauglich. Für ihn der richtige Weg: „Dieses Album ist für mich persönlicher, tiefer, fühlt sich richtig an, auch wenn das für manche flach oder pathetisch klingen mag, das ist mir egal. Natürlich gebe ich mit diesen Songs viel über mich und meine Gefühle preis, aber ich stehe voll dahinter.“