Lana del Rey: Perfekte Pop-Party in verkitschter Ästhetik

Ebenso melancholisch wie herzergreifend präsentiert sich Lana del Rey in Düsseldorf.

Düsseldorf. Was für eine Show das ist: Dicke Kerzen flackern. Meterhohe Vorhänge hängen zerfetzt an der Wand. Raben hocken auf Ruinen. Das Bühnenbild sieht aus wie die Kulisse in Billy Wilders Klassiker „Boulevard der Dämmerung“ mit einer Prise Addams Family.

Angeschwebt kommt aber nicht die an Hollywood zerbrochene Norma Desmond oder die verrückte Morticia Addams, sondern Lana del Rey: Mit ihrem weißen Kleid und der Rapunzelfrisur erinnert sie an Jacky Kennedy.

Auf den Bildschirmen sieht man, wie sie die Lippen öffnet, um mit Nancy-Sinatra-Stimme „Blue Jeans“ zu hauchen. Man könnte Lana del Rey — die mit Kreischen in der ausverkauften Halle an der Siegburger Straße empfangen wird — leicht vorwerfen, dass sie mit dieser Kulisse und ihrer klebrigen Fifties- und Sixties-Attitüde weit davon entfernt ist, ein gewöhnliches Konzert zu geben.

Aber diese Gedanken verflüchtigen sich in jenem Wind, der ihr manchmal das Kleid so wie einst bei der Monroe hochpustet: Lana del Rey liefert nämlich eine perfekte Pop-Party.

Sie ist ein gnadenlos effizientes Kunstprodukt, das stumm befiehlt: Sieh mich an und glaube an mich. Keine singt so melancholisch-herzergreifend, und keine hat so ein überzeugendes Konzept der Leidenschaft für alles, was die Welt nach den Weltkriegen gerettet hat: Lana del Rey widmet sich den Göttern der Popkultur und macht sich zu deren Thronfolgerin.

Sie zitiert Elvis, Dylan und Morrison. Lana del Rey ist 90 Minuten lang so, wie Madonna und Lady Gaga gern wären. Ihre Konzerte sind Videos. Lana del Reys sind Filme — voller Kitsch, aber ästhetisch.