Luxus im Park - Zwei-Klassen-Camping im Trend

Nürnberg (dpa) - Senta und Ernest aus Berlin schlendern gemütlich von der Bühne zu ihrem Zelt. Der Übergang ist fließend - vielleicht 100, 200 Meter trennt die temporäre Schlafstätte der beiden von dem Ort, an dem Metallica-Frontmann James Hetfield von der Bühne brüllt und Bands wie Kings of Leon die Rockfans begeistern.

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„Die Lage ist schon praktisch“, sagt Senta. Die beiden 26 und 28 Jahre alten Berliner haben sich nämlich für eine besonders luxuriöse Variante des Festival-Wahnsinns bei „Rock im Park“ entschieden.

Beim Center Stage Camping auf dem Nürnberger Zeppelinfeld fehlt das festivaltypische Duftgemenge, das volle Chemie-Toiletten, Wildpinkler und Hardcore-Griller spätestens an Tag zwei verbreiten. Auch die Berge von Bierdosen und Einweggrills, die hier und da gerne den Eingang zum Zelt versperren, sucht man vergeblich. „Ich bin eben an einem normalen Zeltplatz vorbeigelaufen“, sagt Sena. „Der ist schon ziemlich vermüllt. Ich bin froh, dass wir da nicht schlafen müssen.“

400 Menschen können nach Veranstalterangaben auf dem Luxus-Zeltplatz ihr erschöpftes Haupt zur Ruhe betten. 150 Euro kostet der Spaß - zusätzlich zu den 200 Euro, die Otto Normalverbraucher schon für das Vier-Tages-Ticket hinlegen muss. Dafür gibt es aber direkt neben der größten Festival-Bühne Duschwagen, richtige Toiletten - und abgetrennte Parzellen für jedes Zelt. Ein Rocker-Schrebergarten.

Der Camping-Platz ist komplett ausgebucht - genau so wie das „Green Camping“, eine ruhigere und ökologischere Alternative zu den lauten und oft vermüllten Campingplätzen. Auch die Plätze, auf denen von 1.00 Uhr an Nachtruhe gilt, waren schnell komplett ausgebucht. Ausbau in den nächsten Jahren: wahrscheinlich.

Nach Ansicht des Freizeitforschers Ronald Hitzler liegen derzeit „Angebote für Bessersituierte“ auch bei Musikfestivals im Trend. „Da gibt es in den vergangenen zwei bis drei Jahren eine Veränderung“, sagte der Soziologe von der Technischen Universität Dortmund.

In direkter Nachbarschaft zur Kleingartenanlage vor der Center Stage befindet sich bei „Rock im Park“ die Prosecco-Bar. Dort gibt es neben dem namensgebenden Sprudel-Getränk Weinschorle für vier Euro und einen „Erdbeer-Frozen-Cocktail“ mit Wodka für sechs Euro, der bei den hochsommerlichen Temperaturen besonders gut läuft, wie Kellnerin Claudia sagt.

„Bei Metallica hatten wir den Mega-Stress. Da waren ja viele ältere Leute hier, die sich den ganzen Quatsch tagsüber nicht geben. Und die haben sich gefreut, dass es nicht nur Bier, sondern auch Wein gibt“, sagt sie. Vor sechs Jahren habe es die Prosecco-Bar zum ersten Mal auf dem Festival gegeben. „Damals haben sich die Leute darüber lustig gemacht“, sagt Claudia. „Heute kommen auch die Jungs zu uns.“ Am Bierstand nebenan sei aber immer noch mehr los, räumt sie ein.