Madsen machen US-Schülern Appetit auf German
San Francisco (dpa) - Madsen-Fieber in den USA: „Madsen wir lieben euch“, „Verrückt nach Madsen“, „Sebastian, heirate mich“ steht auf selbstgemalten Schildern, kreischende Teenager drängen sich vor der Bühne.
Die Brüder Sebastian, Sascha und Johannes Madsen sowie Bassist Niko Maurer aus dem niedersächsischen Wendland haben von der amerikanischen Ost- bis zur Westküste im Nu eine Fangemeinde erobert. Dabei sind sie das allererste Mal in den USA und sie singen ausschließlich auf Deutsch.
„Mad About German - Mad About Madsen“ heißt das Motto der Tournee, 13 Konzerte in 11 Städten, von Boston über New York, Dallas, San Francisco bis zum Finale in Denver im US-Staat Colorado am Freitag (18. November). Die vier Musiker sind als „Botschafter für Deutsch“ unterwegs. Ausgedacht und organisiert wurde die Tour vom Goethe-Institut in San Francisco mit einer Finanzspritze vom Auswärtigen Amt und dem Europäischen Wiederaufbauprogramm.
„I love Madsen“, schwärmt die 17-jährige Kalifornierin Christianna Stafford der Nachrichtenagentur dpa vor. Und auf Deutsch fügt sie fast fehlerfrei hinzu: „Ihre Musik ist sehr cool und Spaß und hat viel Energie.“ An einem College in San Francisco hat sie die Band live erlebt, im Rahmen des Deutschunterrichts an ihrer High School. Ein Fan von mehr als 10 000 begeisterten Schülern und Studenten während der mehrwöchigen Tour.
„Da hat vorher keiner mit gerechnet, dass das so abgeht und so großen Anklang findet“, begeistert sich Sascha, der Schlagzeuger der Band. „Ich hatte kleinere Konzerte mit ein paar Hundert Schülern erwartet und dann ist alles explodiert, teilweise waren mehr als 1500 Leute da und die Stimmung war umwerfend“. Mit Madsen hätten sie einen Glückstreffer gelandet, sagt Ursula Dinter, Leiterin der Spracharbeit beim Goethe-Institut in San Francisco. „Wir wollten eine Gruppe, die Kontakt zu Jugendlichen aufnimmt, keine Starallüren hat und ein positives, authentisches Deutschlandbild rüberbringt.“
Das sei „Deutsch zum Anfassen“, meint Dinter. „Wir müssen die deutsche Sprache in den USA wieder mehr ins Visier rücken, aufgrund der starken Konkurrenz von Spanisch und Mandarin-Chinesisch und einer Bildungspolitik, die vollkommen fremdsprachenunfreundlich ist“, sagt die Sprachexpertin. Vor 20 Jahren bot fast jede öffentliche High School in Nordkalifornien Deutschkurse an, nach starken Budgetkürzungen gibt es vielleicht noch 25 überlebensfähige Programme, schätzt das Goethe-Institut. Landesweit ist die Lage ähnlich.
Mit deutschem Rock und Pop soll nun das Interesse der Schüler geweckt werden. Auf seiner Webseite gibt das Kulturinstitut Deutschlehrern Videos und Songtexte an die Hand. Andrea Marek, die seit knapp 20 Jahren in Kalifornien Deutsch unterrichtet, hat sich kräftig bedient und ihre Schüler auf Madsen getrimmt. „Wir haben die Texte durchgesprochen und dann die Band live erlebt, das war für die Schüler eine tolle Sache. Wir müssen denen einfach mehr bieten, als nur aus einem Buch zu lernen“, sagt die 55 Jahre alte Lehrerin.
Die 15-jährige Shania Reynolds findet Madsen „echt cool“, fast so gut wie ihre US-Lieblingsband Green Day. Für das Konzert hat sie sich mächtig ins Zeug gelegt. „Das Lied 'Du schreibst Geschichte' habe ich von vorne bis hinten mitgesungen, auf Deutsch, das war klasse“, schwärmt der Teenager. Nach dem Konzert habe sie mit den Musikern geredet und natürlich ein Autogramm bekommen.
In Deutschland ist Madsen für mitreißende Live-Auftritte und klare Texte mit Witz und Tiefgang bekannt. „Die deutsche Sprache kann unheimlich hart klingen“, findet Sascha. „Es ist eine riesige Herausforderung, gute Texte zu machen, die dabei schön klingen, das ist eine Kunst“. Es geht nicht Rammstein-mäßig hart zu. „Uns ist wichtig, dass unsere Konzerte Spaß machen, das hat hier viele überrascht.“
„Mensch, die Deutschen haben viel zu bieten, die haben coole Musik, die sie sogar hierher bringen“ - diese Message müsse man den amerikanischen Schülern und ihren Eltern vermitteln, sagt Dinter. Bei Christianna ist das voll angekommen. Die 17-jährige erzählt stolz, dass Gitarrist Johannes ihr zur Erinnerung einen Stimmwirbel von seinem Instrument geschenkt habe. „Die kommen aus einer ganz kleinen Stadt und die sind so cool“, begeistert sich die Schülerin über die Musiker. „Jetzt denke ich, dass alle Leute in Deutschland unheimlich cool sein müssen.“
Die Botschafter der deutschen Sprache haben auch etwas dazugelernt. „In den vier Wochen habe ich besser englisch sprechen gelernt, als in meiner gesamten Schullaufbahn“, beteuert Sascha. „Man kann Bücher lesen und Grammatik üben, aber richtig lernen tut man eine Sprache nur, wenn man viel spricht“. Oder Madsen-Songs auf Deutsch mitsingt.