„Major Tom“: Peter Schilling wird 60

München (dpa) - „Ich habe alles erreicht, was ich wollte - und doch weniger, als möglich war. Und am zweiten Teil des Satzes... an dem arbeite ich...!“ Dieses Statement begrüßt die Besucher der Homepage von Peter Schilling.

Vor fast 30 Jahren hatte er mit „Major Tom“ seinen einzigen ganz großen Hit. Mehrere erfolglose Platten und eine schwere Krankheit später will der Neue-Deutsche-Welle-Sänger an den Erfolg von einst anknüpfen. An diesem Donnerstag wird er 60 - und er hat noch viel vor.

„Dass ich so, wie ich jetzt dastehe, 60 werden darf... Wenn mir das einer mit 18 gesagt hätte, dann hätte ich mich sehr gefreut“, sagt er im Interview der Deutschen Presse-Agentur in München. „Früher habe ich gedacht, Leute sind mit 60 scheintot. Und jetzt bin ich selber 60 und darf feststellen, dass ich den Luxus einer Zukunft habe.“

Diese Zukunft will er wieder öfter als in der jüngsten Vergangenheit auf der Bühne verbringen. Mit einem Wohnzimmer-Konzert in Köln feiert er in seinen Geburtstag hinein. Es sei sein 1271. Konzert, sagt er. Über alle habe er Buch geführt. Der erste Auftritt, so erinnert er sich, war eine Beachparty in Ganderkesee bei Bremen. „Das war die wunderbare Single "Gib her das Ding" - ein Meisterwerk. Den Text kenn ich heute noch“, sagt Schilling und lacht.

Damit dürfte er ziemlich allein dastehen. Das gilt aber nicht für seinen Klassiker „Major Tom“ von Anfang der 1980er Jahre über einen Astronauten, der wegen eines unlösbaren Problems in seinem Raumschiff gefangen ist und von dort aus die Erde betrachtet. Das Lied wurde Nummer eins der Charts in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die englische Version schaffte es in die Top Ten der amerikanischen Musikcharts.

„Es kommt immer darauf an, was man drumherum garniert und darauf, ob es nur das einzige Werk ist - oder das Hauptwerk ist“, sagt Schilling heute über sein bekanntestes Lied. „Beethovens Neunte ist das Hauptwerk - und dann kommen noch ganz tolle Sachen dazu. Ich bin natürlich nicht Beethoven, aber so kann man den Vorgang erklären.“

Auf den steilen Aufstieg folgt der jähe Fall, den Schilling psychisch und körperlich zu spüren bekommt. Der gelernte Reisebürokaufmann fühlt sich überfordert, nimmt immer weiter ab. „Den Abstieg gab es nicht in Form des beruflichen Daseins, sondern in Form des persönlichen, körperlichen Zusammenbruchs. Ich musste aufhören, sonst würde ich heute nicht mehr hier sitzen. Das war wirklich kurz vor knapp. Ich wog damals 52 Kilo.“ Noch heute klingen ihm die Worte seines Managers in den USA in den Ohren, der gesagt haben soll, Schilling hätte eines Tages im Madison Square Garden, jener berühmten Arena in New York, auftreten können.

Ob er es im zweiten Anlauf dorthin schaffen wird, ist zwar fraglich. Auch sein jüngstes Album „DNA“ aus dem Jahr 2014 schwebt in völlig anderen Dimensionen als damals „Major Tom“. An eine neue Karriere glaubt er dennoch. „Die Schienen sind gelegt, Profi-Fußballer werde ich nicht mehr“, sagt er und lacht. „Aber in Sachen Inhalte, Content, habe ich viel zu bieten.“ Inzwischen ist er auch Buchautor, hat diverse Ratgeber und eine ebenfalls Rat gebende Autobiografie geschrieben.

Sein „ultimatives Wohlgefühl“ hänge zwar nicht davon ab. „Trotzdem ist es schon eine große Sache, wenn eine breite Masse mich künstlerisch und inhaltlich wieder wahrnimmt. Dieses Mal wird der Aufstieg langsam.“