Maxim: Extrem traurig und unglaublich schön

Nein, der Kölner Songschreiber Maxim ist beileibe kein Neuling. Aber erst mit Album vier könnte sich nun der Erfolg einstellen. Die Single „Meine Soldaten“ legte schon mal gut vor.

Düsseldorf. Maxim lacht. Nein, er ist kein notorischer Schwarzseher. Der vor Kurzem 31 Jahre alt gewordene Sänger wirkt sogar zufrieden. Mit seiner Single „Meine Soldaten“ hat er erstmals die Charts erreicht. Maxim hat offensichtlich nach einem Jahrzehnt des Texteschreibens seinen Platz gefunden.

Drei Alben gingen der neuen Scheibe „Staub“ voraus: „Asphalt“ (2011), „Rückwärts fallen“ (2008) und „Maxim“ (2005). Vom Reggae bewegte sich der Kölner bereits auf seiner letzten Platte in Richtung Pop. „Mit der Musik hat es immer gerade so funktioniert, dass ich mich damit über Wasser halten konnte“, sagt Maxim und nimmt einen Schluck frischen Minztee. Harte Zeiten dürften mit der neuen Platte erstmal vorbei sein.

Nachdem die ersten drei Alben über das Hürther Independent-Label Rootdown liefen, wurde Warner Music auf Maxim aufmerksam. Anders als bei vielen Pop-Produktionen genießt er bei dem Major-Label volle Freiheit. Lange vor den Aufnahmen haben sich die Beteiligten zusammengesetzt, um die Richtung des Albums festzulegen.

s sollte frisch, aber nicht knallig klingen: „Wir wollten eine Mischung aus konventionellen analogen Aufnahmen und frischen digitalen Sounds. Dreckig und körnig sollte es sein. Ich hatte nach ,Asphalt’ auch keinen Bock mehr auf Akustikgitarren“, sagt Maxim.

Auch textlich hat das Album einen roten Faden, der funktioniert: Selbst auf dem Vorgänger „Asphalt“ hat Maxim die Emotionen, die seinen Songs innewohnen, nicht so hochkonzentriert rüberbringen können wie auf der neuen Platte. Es ist ein typisches Maxim-Gefühl, das beim Hören aufkommt: Frauen bringt es dazu, den melancholisch und zerbrechlich wirkenden Sänger trösten zu wollen, und Männer, mit ihm bei einem oder mehreren Gläsern Bier über die Frauen zu sprechen, die ihn eben doch nicht zu trösten vermögen.

Ein halbes Jahr lang sei er konstant wahnsinnig gewesen, als er die Texte für „Staub“ immer wieder überarbeitet hat. Ob die Songs beim Publikum ankommen, spielte keine Rolle. Auch als Warner anfragte, ob es nicht vielleicht doch ein bisschen positiver ginge, stellte sich schnell heraus, dass das Album auch ohne offensichtliche Fröhlichkeit auskommt.

„Ich bin kein grundsätzlich trauriger Mensch. Ich habe die Songs in einer schwierigen Lebensphase geschrieben. Jeder, der das Album hört, kann sich ja denken, was passiert ist“, sagt Maxim, und fährt nach kurzem Innehalten fort: „Ich bin halt ein Musiker, der ernste Lieder schreibt. Bei einem Krimiautor fragt auch keiner, warum in seinen Büchern immer jemand sterben muss.“

Neben seinem langjährigen Freund und Begleiter Thilo „Teka“ Jacks wirkten weitere prominente Namen mit: Die erfahrenen Produzenten Farhot (Selah Sue, Max Herre) und Jochen Naaf (Polarkreis 18, Peter Licht) gaben mehr als ihren Beitrag: „Jeder Produzent ist mindestens einmal an diesem Album verzweifelt“, sagt Maxim schmunzelnd.

Um seine Texte zu veredeln, griff er auf Hilfe zurück. Keine geringere als Judith Holofernes (Wir sind Helden) setzte sich mit ihm zusammen. Die Songs „Meine Soldaten“, „Einen Winter noch“ und die Wiederveröffentlichung „Lieber bluten als frieren“ erfuhren durch die Ausnahmetexterin neuen Schub.

Einen Plan B, falls es mit dem vierten Versuch nicht klappt, hat er nicht, sagt Maxim. Für ihn geht es „um die Wurst“. Schon vor Jahren hat er festgestellt, dass ein Studium nichts für ihn ist. Auch die Ausbildung an der Tontechnikerschule SAE hat er schnell abgebrochen und alles auf sein Talent gesetzt: die Fähigkeit, Gefühle in sprachliche Bilder zu packen, die seine Hörer einnehmen.

Manchmal greifen seine Texte sofort zu, manchmal dauert es, bis sie ihre Kraft entfalten. Aber sie sind immer ehrlich. Das war schon bei seinen tiefgängigen Reggaesongs wie „Stark sein“ (2005) oder „Angst vor der Liebe“ (2008) so.

Die dunkle Wohnung, die er im neuen Stück „Hier“ besingt, hat er mittlerweile hinter sich gelassen. Nach mehreren Umzügen hat er auch privat ein Zuhause in der Kölner Südstadt gefunden. Dort will er bleiben, zumindest für die nächste Zeit. Um bei Schreibblockaden weiterhin seine vertraute Runde am Rhein joggen zu können. Durch den grauen Staub der Großstadt.