Start Europatournee Metallica: Metal-Mania in Köln

Köln (dpa) - Der Herbst passt zu Metallica. Der Wind peitscht in das Gesicht, der Regen ist garstig und die Melancholie macht sich breit.

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Es ist jener Mix von Aggression und Schwermut, den auch James Hetfield am Donnerstag nach einem langen Konzert aus sich herauspresst, als er als Zugabe „Nothing Else Matters“ singt - ein Lied, in dem er sein Innenleben nach außen kehrt.

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Und mit ihm singen es tausende Fans in der Kölner Lanxess Arena, um die an diesem Tag stundenlang herbstliche Winde und Regen gewirbelt hatten.

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Metallica spielen an diesem Abend das erste Deutschland-Konzert ihrer aktuellen Europatournee. Am Samstag folgt ein weiteres an gleicher Stelle, dann reisen sie weiter und kommen erst 2018 zurück ins Land. Da die von Hetfield und Schlagzeuger Lars Ulrich 1981 gegründete US-Band von ihren Fans geradezu hymnisch verehrt wird, hatten sich viele den Termin dick im Kalender markiert. Und weil Metallica längst dem Metal-Musik-Mikrokosmos entwachsen und im Mainstream angekommen sind, hatten sich auch Musikliebhaber um ein Ticket bemüht, denen die reine Metal-Lehre nicht so wichtig ist. Nach Angaben der Veranstalter wurden für beide Konzerte in Köln jeweils 18 500 Karten abgesetzt.

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Enttäuscht wird von dem Auftritt niemand, ob nun Heavy-Metal-Nerd oder nicht. Mit hervortretenden Sehnen am Hals und ausgesprochen breitbeinig treibt Hetfield - mittlerweile 54 Jahre alt - eine ohrenbetäubende Show voran. Die Bühne steht dabei nicht an einer Seite der Kölner Arena, sondern mittendrin - wie eine Art Boxring. Darüber hängen mehrere Videowürfel, auf dem der Mythos Metallica optisch untermalt wird, etwa mit Einblendung alter Tourplakate aus den großen 90ern der Band.

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Man kann das Arrangement als Metapher sehen. Einerseits betonen die Kalifornier ihre Wurzeln in einem Musik-Genre, bei dem es grob gesagt darum geht, auf die Glocke zu hauen. Der gebürtige Däne Ulrich - jüngst von Kronprinz Frederik zum Ritter ernannt - prügelt nur so auf sein Schlagzeug ein. Auf der anderen Seite ist allen Beteiligten klar, dass man auch jene Fans bedienen muss, die man in den Jahren ab 1991 eingesammelt hat, als das legendäre „schwarze Album“ erschien.

Metallica wurden damals massentauglicher und etwas weicher, vor allem mit der Ballade „Nothing Else Matters“, die mittlerweile zum Standardrepertoire von Hochzeits-Pianisten gehört. Nicht so weich wie Bon Jovi, aber weich genug, um Heavy-Metal-Puristen zu erzürnen. Metallica machten Metal für den Magen, leichter verdaulich. Man musste einfach mitsingen. Bis heute haben sie mehr als 100 Millionen Alben verkauft

In Köln gelingt der Band der Balanceakt zwischen alt und neu, hart und herzlich ohne Mühe. Ein großer Teil des Programms stammt aus dem jüngsten Album „Hardwired...To Self-Destruct“, das 2016 nach achtjähriger Pause herauskam und oft bretthart daherkommt. Sänger Hetfield beeilt sich allerdings mit dem Versprechen, dass man auch „some old stuff“ - ein paar Klassiker - dabei habe. Er löst es am Ende des Abends ein, als das Publikum kollektiv den Text von „Enter Sandman“ brüllt.

Das Phänomen Metallica wird am deutlichsten, als Hetfield einen Jungen vor der Bühne nach seinem Alter fragt. Er ist zwölf Jahre alt. Die Band ist mittlerweile in einem Stadium, in dem Väter ihre Söhne mitnehmen und von alten Zeiten erzählen. Ähnlich wie bei den Rolling Stones, die auch gerade in Deutschland waren - Open Air. Metallica haben den Herbst aber immer dabei. Auch wenn man im Trockenen sitzt.