Mit der Macht der Fantasie
Lange Zeit war der Status Popstar für Andreas Bourani nur etwas, das in seinem Kopf stattfand. Als er einen Song über seine Träume schrieb, wurden sie plötzlich Wirklichkeit.
Jeder Mensch hat Träume. Nur die wenigsten bezeichnen sich aber selbst als Träumer. Einer, der sich als solchen sieht, ist Andreas Bourani. Der 27-jährige Bayer mit ägyptischen Wurzeln träumt seit 15 Jahren von der großen Bühne. Damals malte er sich aus, wie er mit seinen Liedern Menschen begeistern und von seiner Musik leben könnte.
Manchmal werden Wünsche wahr. Aber bis dahin braucht man einen langen Atem, wie Bourani erfahren musste. In Augsburg besuchte er ein musisches Gymnasium. Weil er ohnehin die ganze Zeit zu Hause sang, sei das die einzig logische Konsequenz gewesen, sagt er. Er sang „Tosca“ und „Die Zauberflöte“, lernte Stücke von Bach, Mozart und Beethoven am Klavier.
Nach der zwölften Klasse hatte er genug von der Schule. Er wollte sich allein auf die Musik konzentrieren. Zum Leid seiner Eltern verabschiedete sich Bourani vom Abitur und spielte mit seiner Band mal hier, mal da.
„Ich konnte nie etwas wirklich gut — außer singen. Beim Fußball zum Beispiel hatte ich zwei linke Füße. Ich wusste immer, dass Musik mein Weg ist.“ Aber dieser Weg war nicht so leicht. Es sollte zehn weitere lange Jahre bis zum ersten Plattenvertrag dauern. „Was ich in der Zeit gemacht habe? Nichts als scheitern eigentlich“, sagt der Wahl-Berliner. Er schrieb viele Songs, nahm sogar ein ganzes Album auf. Aber niemand wollte es auf den Markt bringen. Er arbeitete womöglich einfach viel zu lange mit den falschen Leuten. „Es gab auf jeden Fall eine Zeit, wo ich Selbstzweifel hatte. Wo ich auch dachte, ist es überhaupt noch das Richtige für mich? Aber ich habe mich auf einem schmalen Grat bewegt und weitergemacht.“
Als er dann endlich einen Plattenvertrag unterschrieben hatte, war er so glücklich, dass er selbst in den Laden lief, um seine Single zu ergattern. „Im ersten Laden, in dem ich war, war sie schon ausverkauft“, erzählt er bei einem Radiointerview und fügt schmunzelnd hinzu: „Aber die hatten auch nur fünf Stück davon bestellt.“ Im zweiten Geschäft hatte er mehr Glück: „Ich wollte einfach mal gucken, wie es aussieht, wenn die eigene CD im Regal steht. Die Verkäuferin hat mich aber an der Kasse nicht erkannt.“
Ein Foto von seinem Einkauf postete er gleich bei Facebook mit dem Kommentar: „Ich hab sie auch“. Die meisten Reaktionen darauf kamen von weiblichen Fans. Kein Wunder: Die Mädchenherzen dürften dem smarten Sänger zufliegen. Er ist groß, sieht gut aus. Er hat eine wilde, lockige Mähne und einen südländischen Teint. Er singt seine ruhigen Popsongs mit zarter, weicher Stimme. Das gefällt.
Aber wenn man Andreas Bourani singen hört, muss man gleich auch an einen anderen Sänger in Deutschland denken: Adel Tawil. Die beiden haben nicht nur nahezu die gleiche Frisur. Auch ihre Stimmen sind sich so ähnlich, dass manch einer beim Radiohören denkt: „Oh, ist das das neue Lied von Ich + Ich?“
Der Vergleich kommt nicht von ungefähr. Bouranis Debüt „Staub und Fantasie“ wurde von Andreas Herbig und Peter Seifert (Udo Lindenberg, Virginia Jetzt! und Liquido) produziert. Die beiden Echo-Preisträger arbeiteten auch schon mit Ich + Ich zusammen und halfen Adel Tawil und Annette Humpe mit ihrem Duo auf die Erfolgsspur.
Aufgenommen wurde Bouranis Album in Berlin. Geschrieben hat er die meisten Lieder mit dem Gitarristen Julius Hartog, der schon für Sarah Connor gespielt hat. Ihn lernte Bourani in der Wohngemeinschaft eines gemeinsamen Freundes kennen. Im Studio halfen die Musiker Arne Augustin (Nena), sowie Ralph Rieker und Jürgen Stiehle (Die Happy). Bouranis Songs klingen sehr positiv, sind hoffnungsvoll und verträumt. Das wird schon durch die erste Single „Nur in meinem Kopf“ deutlich — ein Lied, das zeigen soll, wie weit die Fantasie eines Menschen reichen kann.
In seinem Kopf kann er machen, was er will: Unsichtbar sein, durch Wände gehen oder Frieden stiften. „Ich war schon immer ein Träumer. Ich bin fasziniert von dem Gedanken, dass man mit seiner Vorstellungskraft alles schaffen kann“, sagt der Sänger.
Und damals, als er das Lied schrieb, träumte er noch davon, seine Lieder einmal im Radio zu hören. Nun kann er endlich sein eigenes Album in den Händen halten. Vielleicht kauft er es auch wieder im selben Plattenladen. Und möglicherweise wird man ihn dieses Mal an der Kasse erkennen.
Termine:
15. Juni, H3-Open-Air, Oberursel;
24. Juli, Bochum Total;
5. August, Parklichter Festival, Bad Oeynhausen;
20. August, Ringfest, Köln.