Besucher trotzen dem Regen „MS Dockville Festival“: Ausgelassene Tanzparty im Matsch
Hamburg (dpa) - „Wo geht es denn hier zur Hauptbühne?“ Einfach den Regenschirmen nach, notfalls an den Gummistiefeln orientieren und bei der dritten Matschpfütze scharf nach links: nur nicht stolpern!
Hamburg (dpa) - „Wo geht es denn hier zur Hauptbühne?“ Einfach den Regenschirmen nach, notfalls an den Gummistiefeln orientieren und bei der dritten Matschpfütze scharf nach links: nur nicht stolpern!
Der Regen kommt aus allen Richtungen, scharfer Wind bläst den Festivalgängern des „MS Dockville“ am Freitag in Hamburg die Kapuzen ihrer Regencapes vom Kopf, und die ersten Gäste - bauen den Grill auf.
Wer beim Auftakt des Dockville lange Gesichter sucht, der sucht vergeblich. Niemanden scheint es hier ernsthaft zu stören, dass der typische „Hamburger Sommer“ den Boden innerhalb kürzester Zeit in eine matschige Sumpflandschaft verwandelt hat. Wie einzelne Farbakzente bringen die vielen Besucher mit ihren bunten Outfits, Glitzerbemalungen und Accessoires wie Einhorn-Büsten oder Bannern das Festivalgelände zum Strahlen.
Das Dockville ist eine Sphäre, in der so ziemlich alles möglich erscheint. Ein Ort, an dem es fast schon normal wirkt, dass jemand mehr als fünf Instrumente beherrscht. Oder eben, dass man mit einem Dauerlächeln im Gesicht, einem Stoffeinhorn in der einen und einem Bier in der anderen Hand die dunkelsten Regenwolken vertreiben kann.
Immer wieder stößt man auf eindrucksvolle Illuminationen aus Lichtern und Laternen, kunstvoll gestaltete Statuen oder aus verrosteten Metallteilen geformte Nagetiere. Das Festivalgelände hat mehr als nur einen Blickfang zu bieten, und selbst das trübe Licht schafft es nicht, die zahlreichen bunten Tücher, Zelte und „psychodelisch“ anmutenden Pavillons unter Grautönen zu begraben.
Auch wenn das Dockville wie kaum ein anderes Festival für musikalische Vielfalt steht, dürfte der ein oder andere Künstler die Grenzen musikalischer Toleranz mancher Gäste auf die Probe gestellt haben. Vor allem bei Besitzern eines Tagestickets macht sich so am Freitag kurz Unmut darüber breit, dass der Bonner Rapper SSIO und der Brite Mura Masa ihre Slots getauscht hatten. Deutscher Gangsterrap statt sattem, teils tropischem Elektro.
Da hier aber alles möglich ist, überrascht es einen dann auch fast nicht mehr, wenn die sonst eher „Indie“-orientierte Festivalklientel plötzlich doch zu den Texten des Gangsterrappers die Arme hochreißt und Textzeilen über „Nutten, Geld und Drogen“ in den Industriehafen brüllt.
Wenige Stunden später sorgt der australische DJ „Flume“ als Topact des Tages für einen Moment, der sinnbildlich für das mittlerweile so etablierte Festival steht: Er gedenkt kurz seiner musikalischen Anfänge und der Zeiten, in denen er noch nicht zu den angesagtesten Vertretern der Elektroszene gehörte. „2014 war ich noch auf der kleinen Bühne da drüben“, ruft er begeistert in das Mikrofon, zeigt mit der Hand hinter sich. Mittlerweile ist er längst auf den ganz großen Bühnen angekommen.
Und auch das „MS Dockville“ hat sich längst in der deutschen Festivalinstanz als Größe etabliert. Was 2007 als kleines, anti-kommerzielles Festival seinen Anfang nahm, lockt mittlerweile Musikfans aus allen Teilen des Landes zur Kunst-Musik-Symbiose in den Norden. Doch trotz des Erfolges steht die Zukunft des Festivals auf der Kippe, denn der Mietvertrag für das Gelände läuft Ende des Jahres aus.