Multitalent Alicia Keys in Frankfurt

Frankfurt/Main (dpa) — Diese Frau scheint einfach alles zu können. Alicia Keys, die 2001 als gerade mal 20-Jährige mit ihrer Karriere loslegte, ist Sängerin, Komponistin, Pianistin, Produzentin und seit zwei Jahren auch Mutter.

Diese neue Rolle habe ihr geholfen, sich aus Zwängen zu befreien und von Ängsten zu lösen, sagt die Künstlerin in Interviews. Von einem „brandneuen Ich“ singt sie und erzählt es auch bei ihrer zweistündigen Show. In ihren Auftritt packt sie wie gewohnt all ihre Talente und die ganze musikalische Bandbreite ihres mittlerweile fünf Alben umfassenden Repertoires zwischen Soul, R'n'B, Pop und Hip Hop. So zu sehen am Dienstagabend in Frankfurt zum Auftakt der neuen Tournee.

Auch wenn das Multitalent bei dem Konzert so ziemlich alles auffahren ließ, was bei Konzerten dieser Größenordnung angesagt ist — bombastische Video-Einspielungen, Tänzer, mehrere Bühnenebenen, Showtreppen und Lichteffekte: Am stärksten, intensivsten und berührendsten war Keys gerade dann, wenn sie ihre imposante Leistungsschau auf das Wesentliche konzentrierte, auf ihren Gesang und auf ihr Klavierspiel.

In der komplett bestuhlten Halle, bei streckenweise unerträglicher Lautstärke und fast zerstörenden Soundverhältnissen, gönnte Keys ihren Fans gleich mehrere Pianoballaden am Stück. Ihr großer Hit „Fallin'“ durfte im Gänsehaut-Block der Show natürlich nicht fehlen. Die US-Künstlerin bewies auch bei ihren Ansagen Sinn für emotionale Effekte: In „Not Even The King“ erzählt sie davon, wie arm jene sind, denen es nur um Reichtum geht. Sie kündigte das Stück als Lieblingssong ihres Sohnes an: „Egypt sagt immer zu mir: "Bitte singe 'King', Mami."“

Aufgewachsen in ärmlichen New Yorker Verhältnissen, tritt Keys sehr diszipliniert, manchmal auch kontrolliert auf, allzu übertriebene Selbstinszenierung ist in Frankfurt nicht ihr Ding. Sie kleidet sich körperbetont, mit Hut und Kurzhaarfrisur, scheut auch nicht die tiefen Einblicke und belässt es bei dieser Garnitur. Statt ihrer Klamotten, wechselt die klassisch ausgebildete Pianistin lieber ihre Klaviere, spielt mal am weißen Flügel, mal am schwarzen Klavier und mal am roten E-Piano.

Zu jedem Zeitpunkt der Show beherrscht sie zudem mühelos die Klaviatur des Entertainments, animiert per Fingerzeig zum Aufstehen, Mitsingen und Mitklatschen oder ruft dazu auf, „leuchtende Handy-Displays in die Luft strecken, um das Leben zu feiern“. Erst bei ihrem aktuellen Hit „Girl On Fire“ und ihrer New York-Hymne „Empire State Of Mind“ in der Zugabe zieht sich Keys ein lila Ballkleid an.