Musiker Chilly Gonzales liebt das Spiel mit dem Publikum
Hamburg (dpa) - Er tritt gerne im Bademantel und mit Pantoffeln auf. Und seine Auftritte sind legendär.
Für den Musiker und Entertainer Chilly Gonzales (42) ist die Kommunikation mit seinem Publikum mindestens genauso wichtig wie die Musik, weil der Kontakt zu den Zuschauern sich anfühle, „als ob man mit jemand anderem spielt“. Musiker, die nur für sich selbst musizieren, vergleicht er dagegen mit „Onanisten““. Aus offensichtlichen Gründen, wie Gonzales im dpa-Interview betont, „weil es dasselbe ist, ob man für sich oder mit sich spielt. Masturbation ist eine einsame Angelegenheit.“
Die Performance und die Musik, sie sind bei Gonzales nicht zu trennen, der eigentlich Jason Charles Beck heißt und am 20. März 1972 in Kanada geboren wurde. Nach einem Studium des Jazz-Pianos in Montreal wandte er sich der Popmusik zu und trat zunächst mit kanadischen Musikern auf. Später zog es ihn nach Paris und Berlin, heute lebt er in Köln.
Bei seinen Auftritten ist schwer zu unterscheiden, wo die Satire aufhört und die Kunst anfängt. Es gibt einige Gemeinsamkeiten mit Helge Schneider, mit dem Gonzales 2010 gemeinsam auf der Bühne stand. Ohne allzu viel Erfolg, zwei Egomanen dieser Sorte, das war offenbar einer zu viel.
Nachdem Gonzales jüngst mit der Veröffentlichung eines Übungsbuches seine Fans verzückte, das sich an Menschen richtet, die das Klavierspielen aufgegeben haben, wendet er sich jetzt dem Theater zu. Das Internationale Sommerfestival in der Hamburger Kulturfabrik Kampnagel eröffnet am Mittwochabend mit einer Neuinszenierung von Hans Christian Andersens „Der Schatten“, zu der Gonzales die Musik geschrieben hat. Das Märchen über einen gelehrten Mann, der von seinem Schatten beherrscht wird, habe viel mit seiner Lebensgeschichte zu tun, sagt Gonzales.
Andersens Märchen sei „eine klassische Erzählung über Dualität und Scharlatanerie. Ich fühlte mich aus offensichtlichen Gründen zu ihr hingezogen“. Er habe im Laufe seines Lebens mit beiden Themen sehr intensive Erfahrungen gemacht. Deshalb habe er auch nicht speziell den Schriftsteller Andersen ausgewählt, „sondern diese eine sehr persönliche Geschichte“.
Wer bei der Uraufführung von „Der Schatten“ eine One-Man-Show mit autobiografischen Bezügen erwarte, der werde jedoch enttäuscht. „Es ist ein vollständiges Theaterstück. Und mehr als nur Bilder“. Auf der Bühne zu sehen sein werden „Schauspieler, Bühnenbild und Tanz. Die volle Unterhaltung“, verspricht Gonzales.