Musiker-Comebacks: Geld oder Schicksal?

Berlin (dpa) - Kürzlich feierte die Popgruppe a-ha ihre eigene Wiederauferstehung. Bei einer Pressekonferenz in der norwegischen Botschaft in Berlin kündigten sie vergangene Woche (25. März) nach fünf Jahren Trennung ein neues Album und eine Tour an.

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Keyboarder Magne Furuholmen sagte, die Band sei das gemeinsames Schicksal der drei Norweger. „Wir können dem nicht davonlaufen.“

Ob persönliche Differenzen, ausbleibender Erfolg oder gar der Tod eines Bandmitglieds: Nach mehreren Jahren Trennung scheinen diese Hürden für viele Gruppen plötzlich wieder überwindbar. Oft ist es aber weniger das Schicksal, das Bands wieder zusammenführt, sondern vielmehr die Aussicht auf lukrative Einnahmen.

Die Punk-Pioniere Sex Pistols gaben das freimütig zu, als sie 1996 ihre Reunion-Tour „Filthy Lucre“ (schnöder Mammon) nannten. Bei ihrer Pressekonferenz sagte damals Sänger Johnny Rotten: „Wir hassen uns immer noch wie die Pest, haben aber eine gemeinsame Sache gefunden: euer Geld.“

Selten können einst erfolgreiche Gruppen der Versuchung widerstehen, aus ihrem Ruhm noch einmal Kapital zu schlagen. „Üblicherweise haben Bands Reunions, weil einer von ihnen mittellos ist und die anderen ihm helfen wollen“, erzählte Björn Ulvaeus von Abba vor wenigen Monaten in einem Interview mit der britischen Musikzeitschrift NME. „Glücklicherweise ist uns das nicht passiert.“ Man werde die vier Schweden nie wieder zusammen auf der Bühne sehen, widersprach Ulvaeus hartnäckigen Gerüchten.

Manche Comebacks finden erst nach Jahrzehnten statt und dauern nur einen Abend, wie 2007 das bisher einzige Reunion-Konzert von Led Zeppelin. Andere Bands kommen zurück, ohne jemals weg gewesen zu sein. Nachdem die Scorpions 2010 ihre Auflösung bekanntgegeben hatten, starteten sie eine Abschiedstour nach der anderen, bis sie schließlich 2013 den Rücktritt vom Rücktritt verkündeten.

Queen versuchen mittlerweile mit dem zweiten neuen Sänger nach dem Tod von Freddie Mercury, an alte Erfolge anzuknüpfen. Auch Ton Steine Scherben haben ihren legendären Frontmann Rio Reiser ersetzt und geben wieder Konzerte. „Das ist immer ein schwieriges Unterfangen, wenn der Sänger der Protagonist war“, sagt der künstlerische Direktor der Popakademie Baden-Württemberg, Udo Dahmen, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Allein seit vergangenem Dezember haben sich neben a-ha und Queen auch Blur und Sleater-Kinney zurückgemeldet. Comebacks sind allerdings kein neues Phänomen. Elvis Presley machte es vor fast 50 Jahren mit einer als „'68 Comeback Special“ bekannten Fernsehsendung vor. Der „König des Rock'n'Roll“ hatte sich zuvor jedoch nicht zurückgezogen, vielmehr wollte er zurück in die Erfolgsspur finden. Die Beatles hatten ihn alt aussehen lassen und seine jüngsten Filme waren gefloppt.

Bei Elvis funktionierte es. Knapp 40 Jahre später lief es für Britney Spears nicht ganz so gut, als sie sich mit einem verstörend lethargischen Comeback-Auftritt bei den MTV Video Music Awards 2007 blamierte. Sie hatte ihr Image als Skandal-Nudel ablegen wollen, festigte es aber nur.

Spears war offensichtlich noch nicht bereit, sich wieder einem Publikum zu zeigen - anders als Kate Bush im vergangenen Jahr. Die Engländerin hatte sich reichlich Zeit für die Vorbereitung ihres Bühnen-Comebacks in London gelassen, das allerorts als großer Erfolg gewertet wurde. Es war ihr erstes Konzert seit 35 Jahren.

Ein herausragendes Beispiel für ein gelungenes Comeback sind für Dahmen die vier Alben, die Johnny Cash am Ende seiner Karriere mit dem Produzenten Rick Rubin aufnahm. Der bereits sterbenskranke Country-Musiker landete 2002 mit einem Cover des Songs „Hurt“ der Nine Inch Nails noch einmal einen Hit. „Jüngere Leute sind dadurch darauf aufmerksam geworden, was Cash ausmacht“, sagt Dahmen. Die neue Popularität von Johnny Cash überdauerte seinen Tod und gipfelte 2005 in dem Kinofilm „Walk the Line“.

Manche Comebacks finden sogar erst nach dem Tod statt. Der englische Singer-Songwriter Nick Drake schaffte es 2004 erstmals in die Charts - 30 Jahre nach einer tödlichen Antidepressiva-Überdosis. Eine nahezu biblische Wiederauferstehung gelang Tupac Shakur. Nachdem der Rapper 1996 erschossen worden war, erschienen noch sechs Alben von ihm. Im Jahr 2012 stand er sogar beim Coachella-Festival noch einmal auf der Bühne - als Hologramm.