Neues Museum für Richard Wagner
Graupa (dpa) - Im Wagner-Jahr tönt es allerorten - Konzerte, Opern, Vorträge gibt es in Fülle. In Sachsen wird dem Maestro in Graupa sogar ein neues Museum eingerichtet. Der Ort ist die Geburtsstätte des „Lohengrin“.
Wer Richard Wagner im kleinen Örtchen Graupa bei Dresden künftig huldigen will, bekommt zunächst eine „Klangdusche“. Jeder Besucher wird mit Musik aus Werken des Komponisten berieselt, wenn er das barocke Jagdschloss betritt.
Nach dem Motto „klein, aber fein“ hat die Stadt Pirna das marode Gebäude für 5,7 Millionen Euro hergerichtet. An diesem Samstag wird die Ausstellung eröffnet. Dass die Neue Jüdische Kammerphilharmonie Dresden spielt, lässt aufhorchen. Da Wagner (1813-1883) bekennender Antisemit war und seine Musik in der NS-Ideologie eine wichtige Rolle spielte, wird sein Werk bis heute in Israel nicht öffentlich aufgeführt.
Die Wagner-Stätten in Graupa beauftragten den jüdischen Dirigenten des Orchesters, Michael Hurshell, mit der Konzeption für das Haus. „Ich habe diese Aufgabe mit großem Enthusiasmus übernommen, weil ich nicht nur diese Musik liebe, sondern "gebürtiger Wagnerianer" bin“, sagt der 53-Jährige. Hurshell sieht Wagner als komplexe Persönlichkeit - als aufständischen Kapellmeister, der 1849 beim Mai-Aufstand in Dresden auf die Barrikaden ging, genauso wie als „ständigen Schuldenmacher, Ehebrecher, Essayisten und Größenwahnsinnigen“. In der Ausstellung soll es aber allein um Musik gehen: „Mein Ansatz lag darin, den Besuchern Klänge anzubieten.“
Dafür wird reichlich Technik aufgefahren. Beim Ticketkauf kann der Besucher zwischen fünf angebotenen „Gefühlszuständen“ wählen und bekommt dann eine Chipkarte für „Liebe & Hass“, „Angst & Mut“ oder auch „Vergehen & Bestrafung“. Die Chipkarte ebnet dem Gast dann bei einigen Exponaten einen multimedialen Pfad zu Wagners Musik - mit Zitaten, Partiturstellen, Tönen oder vertiefenden Informationen. „Dem Richard Wagner hätte das bestimmt gefallen, all die modernen Mittel“, ist sich die Leiterin der Richard-Wagner-Stätten in Graupa, Sabine Saft, sicher. Die 54 Jahre alte Musikwissenschaftlerin ist selbst keine Wagnerianerin, findet die Musik des Maestro aber faszinierend.
Der erste und der letzte Raum der Schau bleibt der Biografie beziehungsweise der Rezeption von Wagners Werk vorbehalten. In vier Räumen dazwischen werden dem Gast einzelne Aspekte präsentiert: Dichtung, Komposition, Theater und Bühne sowie Orchester. Auch an kleine Besucher ist gedacht. Ein Schwanen-Symbol - das Tier spielt im „Lohengrin“ eine wichtige Rolle - eröffnet Kindern einen eigenen Zugang zum Komponisten. Da lassen sich die Rheintöchter per Kurbel durch Wellen aus Pappe bewegen, und selbst Meeresrauschen kann von Kinderhänden ausgelöst werden. „Wir möchten auch dazu ermuntern, mal wieder ins Konzert oder Theater zu gehen“, sagt Saft.
In Konkurrenz zu den anderen Wagner-Museen in Eisenach, Bayreuth, Luzern und Venedig sieht Saft das neue Haus in Graupa nicht. Luzern und Bayreuth halfen sogar mit Exponaten aus. „Emotionen, Erleben, Anfassen und Hören“, fasst die Chefin das Anliegen ihres Hauses zusammen.
Zu den Wagner-Stätten in Graupa gehören auch das schon seit 1907 als Gedenkstätte dienende „Lohengrinhaus“, das Wagner-Denkmal im Liebethaler Grund und ein Richard-Wagner-Kulturpfad im romantischen Park des Jagdschlosses. Wagner selbst hat das Schloss wohl nie betreten. Als er im Sommer 1846 nach Graupa kam und hier seine Oper „Lohengrin“ skizzierte, wohnte er in einem Bauernhaus - dem heutigen „Lohengrinhaus“.
Ein lebendes Exponat schwimmt draußen im Wassergraben vor dem Schloss. Schwan Elsa kam 2011 mit ihrem Bruder Gottfried - so heißt auch das Geschwisterpaar im „Lohengrin“ - als Geschenk nach Graupa. Allerdings segnete Gottfried vor kurzem das Zeitliche - ganz wie im Original. Auch im „Lohengrin“ versinkt der Schwan am Ende, worauf Gottfried als wahrer Herzog höchst lebendig aus den Fluten steigt.