Oper: Eine deutsche Jahrhundertstimme - Christa Ludwig wird 80
Die Mezzosopranistin Christa Ludwig feiert am Samstag 80. Geburtstag.
<strong>Düsseldorf. Gold in der Kehle - dieses hochkarätige Prädikat lässt sich nur sehr selten vergeben. Die Sänger, auf die es passt, kann man welt- und jahrhundertweit an einer, höchstens zwei Händen abzählen. Unbedingt dazuzurechnen ist die Mezzosopranistin Christa Ludwig, geboren am 16.März 1928 in Berlin als Tochter eines Musiker-Ehepaars. Christa Ludwigs Timbre glänzt warm und dunkel, besitzt Weichheit, Lyrik, aber auch Dramatik und brillante Höhen. Mit ihrem stimmlichen Edelmetall konnte Christa Ludwig fast alles singen - vom Schubert-Lied über Bachs Matthäuspassion und Mozart-Arien bis hin zu schweren Wagner-Partien. Aufgewachsen ist Christa Ludwig in Aachen, wo ihre Mutter Eugenie Besalla unter dem damaligen Generalmusikdirektor Herbert von Karajan an der Oper sang. Von ihrer Mutter bekam Ludwig auch den ersten Gesangsunterricht und wichtige Ratschläge für die Sängerkarriere. Von der Mutter stammt auch die Devise, dass jemand erst dann ein richtiger Sänger sei, wenn er in allen drei großen Bereichen, Lied, Oratorium und Oper, zu Hause ist. Und das war Christa Ludwig in ihrer gesamten Laufbahn, die 1945 in Gießen begann und 1993 mit großen Abschiedskonzerten in Wien und Salzburg endete. An Christa Ludwig hatten selbst die strengsten Musikkritiker nicht viel auszusetzen. Das lag wohl daran, dass ihrem Gesang kein objektiver Makel anhaftete. Denn auch gestalterisch hatte die Ludwig viel zu bieten. Ihre Brangäne in Wagners "Tristan" verband in so hohem Maße Klangschönheit, Ausdruck und Atmosphäre, dass die eigentlich nur mittelgroße Partie eine ganz neue, auratische Grandiosität erhielt. Zu den ganz großen Aufnahmen zählte auch die von Brahms’ Alt-Rhapsodie unter der Leitung von Otto Klemperer. Schon der erste Goethe-Vers "Aber abseits, wer ist’s?" war bei Christa Ludwig von balsamischer Melancholie, zugleich leidend und lindernd.
Diese aus den 60er Jahren stammende Einspielung ist auch in der fünf CDs beinhaltenden Geburtstags-Box mit dem Titel "The Art of Christa Ludwig" (EMI) vertreten. Neben Brahms-Aufnahmen sind auch Lieder Gustav Mahlers dabei sowie Arien aus Bachs Matthäuspassion und Schumanns Liedzyklus "Frauenliebe und -Leben".
Sehr hörenswert ist auch die 3-CD-Edition der Deutschen Grammophon "Meine Dirigenten". Dabei handelt es sich um Karl Böhm, Herbert von Karajan und Leonard Bernstein. Zu hören ist Ludwig hier nicht nur als Sängerin, sondern auch in einem herzerfrischend rheinisch gefärbten Interview.