Paul Kalkbrenner meldet sich zurück
Berlin (dpa) - Was lange währt, wird endlich gut. Oder um es in Paul Kalkbrenners Worten zu sagen: sogar besser als alles andere. Nach eineinhalb Jahren kreativer Pause ist der Berliner Techno-Musiker mit seinem neuen Album „7“ zurück.
Das Ergebnis: Wenig „Bum Bum“, dafür viel Melodie und mehr Tiefe, sagt er. Begeistern will Kalkbrenner damit nicht nur alte Fans aus Europa. „Da funzt alles. Jetzt soll die Nische weltweit geschlossen werden.“ Das heißt? Auf nach Amerika, England & Co.!
Mit seinem siebten Album will er einen Schritt weiter gehen. „Wir haben uns oft in der Komfortzone auf bestimmte Märkte wie Frankreich oder Spanien spezialisiert“, sagt der 38-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Deshalb soll der Beat nun auch vermehrt in der angloamerikanische Welt erschallen und seinen Worten zufolge eine Nische füllen. Überzeugen will Kalkbrenner dabei mit Musik, die alle anspricht: „Die funktioniert im Club, beim Autofahren, bei verregneten Montagen.“
Statt düsterem Techno, gibt es deshalb unter anderem Gesang auf die Ohren. Mit Stimmen aus Rock, Pop und Soul will der Berliner gute Laune transportieren. Erste Tochter, Deutschland holt den WM-Pokal - für den frisch gebackenen Papa und eingefleischten Fußball-Fan (FC Bayern München!) gab es während der musikalischen Bastelphase Anlass genug für heitere Stimmung. Ein paar „Technostampfer“ für die alten Fans gibt es trotzdem noch: „Ein Zeichen, dass ich es immer noch kann.“
Musik, die von 8 bis 88 jeder hört - Beats, die alle mögen? Klingt nach langweiligem Mainstream. „Nein, dass Techno immer nur dreihundert speziellen Menschen gefallen muss, ist eine Coolnessfalle. Ich mache einfach, was ich will“, sagt der Künstler. Dazu inspiriert habe ihn nicht etwa ein romantischer Sonnenuntergang, sondern das gute alte Radio, die Platten der Eltern, Pionierlieder aus dem Osten noch bevor die Mauer fiel - kurzum seine Kindheit. „Seitdem schöpfe ich aus mir selbst.“
Das Besondere sei diesmal die Art der Umsetzung. Seine Musik sei reifer und ausgefeilter denn je, gerade was die technischen Fertigkeiten betreffe. Früher habe er mehr dem Zufall überlassen.
Und gerade die Liebe zum Detail macht das Album Kalkbrenner zufolge zu einer Entdeckungsreise. Wer es mehrfach hört, der merkt, dass es sich nach einer Weile auf einer gewissen Ebene neu entfaltet. Raum für Interpretation, „um ein bisschen selber rumzuatzen“ - der Komponist nennt es „das Schmankerl' obendrauf für alle Liebhaber.“
Eine konkrete Message gibt es deshalb am Ende bewusst nicht. Sein Motto lautet eher: „Es handelt sich ausschließlich um Musik. Dem einen gefällt es, dem anderen eben nicht.“
Nicht zuletzt um das herauszufinden, lohnt sich Reinhören. Und wem die Sinnfrage keine Ruhe lässt, dem empfiehlt Kalkbrenner: Das Album von eins bis zwölf durchhören.