„Compton“: Rapper Dr. Dre meldet sich zurück

New York (dpa) - Viele Fans hatten die Hoffnung wohl schon aufgegeben. Seit mehr als zehn Jahren hatte der US-Rapper Dr. Dre ihnen ein neues Solo-Album versprochen. „Detox“ sollte es heißen und war immer wieder angekündigt und dann verschoben worden.

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Ungeduldige Nachfragen von Journalisten hatte der Musiker irgendwann schlicht untersagt. Jetzt hat Dr. Dre 16 Jahre nach dem Erfolg von „2001“ wirklich ein neues Album auf den Markt gebracht - aber es ist nicht das lange ersehnte „Detox“ und das wird es wohl auch nie geben.

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„Nicht gut“ sei das alles gelaufen, sagt der im Februar 50 Jahre alt gewordene Rapper, aber nun gebe es ja „Compton: A Soundtrack by Dr. Dre“. Das neue Album lässt Kritiker und Fans jubeln. Von einem „beeindruckenden Comeback, das dem Rapper einen Platz in der Geschichte sichert“, schwärmt der britische „Guardian“ und Linkin-Park-Gitarrist Mike Shinoda schrieb auf Twitter, dass nur Dr. Dre die Erwartungen nach so langer Zeit noch übertreffen könne. „Dr. Dre hat gerade den Hip-Hop gerettet“, kommentierte ein weiterer Fan.

Viele Fans wissen dagegen nicht so recht, ob sie lachen oder weinen sollen - denn „Compton“ wird wohl das letzte Solo-Album des Rappers sein. „Alle meine Freunde sind gekommen“, sagte Dr. Dre in seiner Radiosendung „The Pharmacy“. „Es ist mein großes Finale.“

Der Musiker arbeitet schon lange nicht mehr nur als Solo-Rapper, sondern ist auch preisgekrönter Produzent. Außerdem hat ihn seine Kopfhörer-Firma, die der Elektronik-Gigant Apple im vergangenen Jahr für 3,2 Milliarden Dollar kaufte, zum Multimillionär gemacht. Etwa 620 Millionen Dollar (etwa 550 Millionen Euro) verdiente der Rapper Schätzungen des „Forbes“-Magazins zufolge alleine im Jahr 2014.

Auf „Compton“ bleibt der Musiker dem G-Funk treu, seinem selbstkreierten Stil, der Funk mit drastischen sprachlichen Metaphern mischt. 1992 hatte er diese Stilrichtung des Gangsta Rap auf seinem ersten Solo-Album „The Chronic“ erstmals vorgeführt. Viele Zöglinge und Wegbereiter des Rappers sind auf „Compton“ zu hören, so etwa Eminem („Medicine Man“), Snoop Dogg („Satisfaction“), Kendrick Lamar („Genocide“ und „Deep Water“) und Ice Cube („Issues“).

„Compton“ sei das bislang politischste Album von Dr. Dre, urteilt der „Rolling Stone“. In einigen Texten finden sich deutliche Bezüge auf aktuelle Fälle von Polizeigewalt gegen Afro-Amerikaner in den USA.

Außerdem ist „Compton“ das wohl bislang persönlichste Album des Musikers, der in der gleichnamigen kalifornischen Stadt 1965 als Andre Romell Young geboren wurde. Der Vorort von Los Angeles ist vor allem für seine hohe Kriminalitätsrate bekannt, aber Dr. Dre arbeitete schon während seiner Schulzeit als Rapper und DJ, begann dann, mit Gruppen wie World Class Wreckin' Cru und N.W.A. erste Alben zu veröffentlichen und als Produzent zu arbeiten.

Aus dem kleinen Jungen aus Compton wurde einer der einflussreichsten Produzenten im Musik-Business. Vom Aufstieg der Rap-Gruppe N.W.A handelt auch der in den USA gerade angelaufene Dokumentarfilm „Straight Outta Compton“, der dem Musiker als Inspiration diente. In Deutschland hat der Film am 27. August Kinostart.